Samstag, 20. September 2014

Richtung Portugal im Mai 2012

... wollte die Mutter meiner Kinder. Warum nicht? Ich war auch noch nie da und auf der Suche nach neuen, erreichbaren Zielen schreckte nur die Entfernung! Ob und wie wir dieses Ziel erreichen war uns relativ egal, da sich der Termin für einen Urlaub ständig verschob, verzögerte, komplett zu platzen drohte, ...
Doch dann war es soweit: am 03.06.12 sollte es losgehen. Tatsächlich wurde es dann doch Sonntag, der 04.06., der uns mit strömendem Regen geweckt hat. Damit war eine Entscheidung bzgl. Anreise gefallen: Autobahn bis zum ersten Sonnenstrahl.
618 km später rollen wir bei immer noch strömendem Regen auf einen Campingplatz in Chalon sur Saone, bauen das Zelt im Regen auf und geniessen den Abend bei Rotwein und Brot, woraufhin wir mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt werden
Am Binnenhafen von Chalon sur Saone


Auch der nächste Morgen beginnt feucht, sodass die "route de soleil" wieder herhalten muss, bis bei Narbonne die Wolken aufreissen und wir auf Landstrassen ausweichen. Hinter Perpignan wenden wir uns Richtung Westen in die spanischen Pyrenäen und erreichen über Prats de Mollo und den Coll d'Ares einen Zeltplatz bei La Pobla de Lillet. Der Tageskilometerzähler zeigt unglaubliche 792 km an.
Angekommen









Der Zwillingsgipfel des Pedraforca







Strahlend blauer Himmel am nächsten Morgen. Das Gepäck ist schnell verstaut und ich kenne die Landschaften die uns heute erwarten schon aus früheren Urlauben. Durch die Serra de Cadi geht es am Pedraforca vorbei









Tuixen in der Serra de Cadi
Wunderschöne, einsame Bergdörfer wie Saldes, Gosol und Tuixen säumen den Weg,







bevor es ab Josa del Cadi über teils deftigen Schotter (B400) weiter auf die L511 über den Coll de Boixols geht, an dem uns mein liebstes Strassenschild erwartet


Weiter geht es am Stausee Embalse de Yesa vorbei in die Täler von Salazar, Roncal und Anso, bevor wir nach 502 begeisternden Kilometern einen Campingplatz in Anso ansteuern. Genau wie gestern sind wir die einzigen Gäste und geniessen den Abend bei einem unglaublich klaren Sternenhimmel.

Der Mittwoch weckt uns mit bewölktem Himmel. Da wieder einmal der Weg das Ziel ist (und dabei nicht zur Etappe verkommen soll), machen wir einen Umweg in das Valle de Hecho, das sich laut Reiseführer zum Ende hin in einen Höllenschlund verengen soll. Und tatsächlich führt die Strasse durch eine Schlucht mit senkrechten Felswänden, die bis zu 2.500m aufsteigen. Tief unter uns windet sich der "Aragon Subordan" mit glasklarem Wasser.
Valle de Hecho
Valle de Hecho























Da kommt man sich mitunter ganz schön klein vor!

















So sieht übrigens ein Motorrad aus, dass im Vergleichstest der Motorradzeitung bei den Reiseenduros den siebten Platz zum Thema Reisetauglichkeit belegt hat (bei sieben Teilnehmern). Vollgetankt, mit Sozia und einer Flasche Rotwein 12 kg unter dem Maximalgewicht


Nach soviel ursprünglicher Natur der Schock: einmal quer durch Pamplona. Gottseidank haben wir uns nicht von den tristen Randbezirken und Hochhäusern abhalten lassen, ins Zentrum vorzudringen: enge kopfsteingepflasterte Gassen und unzählige eiserne Balkone geben ein stimmungsvolles Bild ab.
Gefühlte 200 Kreisverkehre später wird der Horizont wieder weiter und wir tauchen ein ins Baskenland. Eine eigenwillige Landschaft mit extremen Steigungen bei geringen Höhenunterschieden, die ich nicht wirklich beschreiben kann. Auf jeden Fall schön und reizvoll.
In der Anfahrt auf Bilbao entscheiden wir uns dafür, dieses Chaos auszulassen und wählen ein Stück Autobahn. Jetzt kenne ich auch den Unterschied in den spanischen AB - Bezeichnungen: die parallel verlaufenden A8 und AP8 lassen sich das P teuer bezahlen.
Entlang der Costa Cantabria erreichen wir am Abend Potes in den Picos de Europa, wo wir nach den heutigen 536 km für zwei Tage unser Zelt aufschlagen.
Bei Potes in den Picos de Europa



Auf die Picos haben wir uns schon lange gefreut und schon die gestrige Anfahrt hat uns nicht enttäuscht. Die N621 führte uns durch das Desfiladero de la Hermida, ein schmales Sträßchen, das auf beiden Seiten von hohen Felswänden eingerahmt ist und sich kurvenreich Richtung Süden schlängelt.
Bei schönstem Wetter stehen wir früh aus und haben vom Zelt aus diesen Anblick incl. Regenbogen

Ein schnelles Frühstück und dann geht es endlich noch einmal ohne Gepäck los Richtung Südwesten. Am Aussichtspunkt Mirador de Llesbe haben wir dann die erste Begegnung mit einem Bären in freier Wildbahn.
















Nur wenige Kilometer weiter beginnt es auf der Passhöhe wie mit der Schnur gezogen an zu regnen. Jeder weitere Kilometer lässt das Wetter schlechter werden, sodass wir umkehren. Eine gute Entscheidung!
Picos de Europa
Picos de Europa
Picos de Europa
Eher aus Zufall erkunden wir die abgehenden Sackgassen. Vor allem die kleine Stichstrasse nach Cucayo hat es uns angetan: ein Kehrenkarussell wie in den Dolomiten. Hier sind die Kehren zwar nicht nummeriert, dafür sind wir das einzige Pferd auf dem Karussell







Schöne Ausblicke in absoluter Einsamkeit





























Entlang des Rio Nansa tanzen wir über die CA281 Richtung Atlantik. Der ständige Schräglagenwechsel ohne wirkliche Geraden dazwischen ähnelt wirklich eher einem Walzer.

Bei La Franca wollen wir uns die Bufones ansehen; Einsturzlöcher über Brandungshöhlen, aus denen bei starkem Seegang das Meerwasser wie ein Geysir aufsteigen soll.

Wir hatten wohl keinen Seegang. Zumindest entsprachen die zu beobachtenden Wasserblasen nicht wirklich unseren hoch gesteckten Erwartungen. Trotzdem war die Umgebung sehr schön und einsam














Imposante Brandungshöhlen





















Und wirklich alles war mit kleinen Muscheln überzogen












Ein kleiner Bach mündet direkt in den Strand und malt seine eigenen Bilder


Ein schöner Tag in traumhafter Umgebung endet nach 278 km mit dem obligatorischen Rotwein und wir beschliessen, uns weiterhin ohne Rücksicht auf Ziele und Entfernungen treiben zu lassen. Nur die Richtung bleibt fix: Richtung Portugal.
 
Von der Sonne geweckt packen wir unsere Sachen und erreichen nach einer Umrundung der Picos den Ort Riano und den gleichnamigen Stausee





Bei herrlichstem Wetter führt uns die Route über Bonar, La Robla und Leon nach Astorga durch eine sanft hügelige Landschaft. Astorga besitzt eine schöne Altstadt und einen wunderbaren Park, in dem wir picknicken und eine Siesta einlegen









Bei der Weiterfahrt über die kleine LE142 in Richtung Ponferrada durchqueren wir die Montes de Leon und begleiten über weite Strecken Teile des Camino de Santiago


















Wieder einmal ist es der überraschende Wechsel der Landschaftsbilder, der uns fasziniert! Gerade noch gleitet man durch üppigen Bewuchs mit wildem Lavendel und weißem Ginster














 

um nur wenig später vor einer Hügellandschaft ähnlich der Auvergne zu stehen












Die offiziellen Verkehrswege sind teilweise nicht asphaltiert











und so manche Ortsdurchfahrt wäre bei uns mit einem Verbot der Durchfahrt belegt

Über Barco und A Rua erreichen wir den Rio Sil, wo wir spät am Abend per Zufall den einzig offenen Campingplatz am Canon do Sil erreichen. Die Lage und die Aussicht sind überragend und wir sitzen noch lange über dem Canyon und geniessen. Leider ist es schon diesig und am nächsten Morgen wolkenverhangen und neblig, sodas ich nur ein halbwegs vernünftiges Foto habe, das nicht einmal halbwegs die Dimensionen verdeutlichen kann

Canon do Sil
In der Nacht kommt Sturm auf und es regnet, die Temperaturen am Morgen liegen gut 15° unter der des Vortages. Es ist so kalt, dass wir das Futter in Jacken und Hosen knöpfen müssen. Die Fahrt entlang des Rio Sil durch die Gargantas entschädigt mit toller Landschaft. Kurz hinter Ourense gesellt sich ein Begleiter zu uns, der uns bis zum nächsten Morgen nicht mehr verlassen soll: REGEN
Die Grenze nach Portugal wechseln wir mitten im Peneda - Geres Nationalpark. Leider ist ein Halt bei der Durchfahrt verboten! Direkt nach Grenzübertritt passieren wir eine Mautstelle, wo uns ein Ticket verkauft wird, das einen Uhrzeitstempel trägt. Jetzt hat man 15 Minuten Zeit, die nächste Mautstelle zu erreichen. Die wirklich lohnenswerte Passage führt durch einen echten Märchenwald mit schönen Ausblicken. Kaum ringt man sich durch, doch einfach mal anzuhalten um ein Foto zu schiessen, entdecken wir auch schon verdächtig unverdächtig wirkende Menschen. Dann halt nicht...
Nach den vielen Kilometern der letzten Tage, dem miesen Wetter und dem Gefühl, die vielen Eindrücke auch mal sacken lassen zu müssen, wollen wir für ein paar Tage ans Meer und fahren durch Braga und Porto nach Furadouro, wo wir einen Campingplatz direkt am Strand finden. Der Weg bis dahin ist gekennzeichnet von viel Verkehr und dem Gefühl einer ewig langen Ortsdurchfahrt statt Landschaftsgenusses. Portugal hat uns die Begrüßung nicht leicht gemacht: Regen, Kälte, Maut, Verkehr und heute spielt auch noch Portugal gegen Deutschland. Noch sind wir willkommene Gäste.

Ovar
Sonntagmorgen; eine Woche sind wir nun schon unterwegs. Leider regnet es immer noch und wir holen noch ein wenig Schlaf auf. Portugal ist (unter anderem) berühmt wegen seiner Azulejo's. Beim morgendlichen Blick ins Gekachelte des Campingplatzes können wir das noch nicht nachvollziehen; dafür jedoch beim Bummel durch Ovar. Überall Azulejo geschmückte Häuser und Kapellen:



Ovar








Richtung Süden verbringen wir ein paar Stunden an einem Strand bei Torreira, der uns ganz alleine zur Verfügung zu stehen scheint. Hier liegen ein paar der typischen Boote idyllisch im Sand

Die Detailverliebtheit verblüfft und lässt den Glauben der Fischer erahnen














Genug gefaulenzt, wir wollen uns das "Venedig Portugals" ansehen: Aveiro

Ein schönes Städtchen mit ein paar Grachten und einem netten Flair. Der Vergleich mit Venedig ist allerdings weit hergeholt!

Aveiro Hafen
Aveiro
Aveiro
Aveiro






































































Auf dem Rückweg zum Lager fällt uns eine reich verzierte Kirche bei Ribeira auf, deren Detailreichtum uns lange verweilen lässt





















Für heute haben wir uns Porto vorgenommen. Von Süden kommend suchen wir uns einen Weg ins Zentrum und finden zufällig und absolut überraschend einen idealen Aussichtspunkt über den Dächern der alten Portwein - Lager
Porto
Porto
Porto
Porto













Porto Bahnhof



Noch nie habe ich den Gegensatz zwischen Arm und Reich, Pracht und Verfall so nah beieinander erlebt. Trotzdem (oder gerade deshalb) verfallen wir dem Charme der Stadt und geniessen es, durch die steilen und engen Gassen zu wandern und verbringen den kompletten Tag mit der Erkundung der Stadt. Sehr angenehm fällt uns wieder einmal auf, dass man in Spanien und Portugal mit dem Motorrad einfach Richtung Zentrum fahren kann und immer kostenfreie und extra ausgewiesene Parkplätze für Motos findet! Noch ein paar Impressionen einer wunderbaren Stadt:
Porto
Porto
Porto
Porto





























Im Bahnhof von Porto ist die Zeit nicht einfach stehengeblieben, sie spielt scheinbar keine Rolle


























































 


Heute sind wir nur 82 km gefahren und packen abends schon das meiste zusammen, weil wir am nächsten Morgen ins Hinterland aufbrechen wollen und den idyllischen Platz wieder verlassen müssen

Und dann haben wir es gefunden: das grüne und nur dünn besiedelte Portugal der Korkeichen, Olivenbäume und der Weinberge. Über Oliveira geht es ostwärts in die Berge der Gralheira und über kleine, einspurige Strassen nach S. Pedro do Sul und nach Viseu.
Coja am Rio Alva

Über Mangualde und Seia erreichen wir das Tal des Rio Alva und finden einen Campingplatz in Coja, der direkt am aufgestauten Fluss zum Baden einlädt. Unser Zelt steht unter alten Olivenbäumen und wir fühlen uns so wohl, dass wir beschliessen, wieder einen längeren Stop einzulegen und in den nächsten Tagen die nähere Umgebung zu erkunden.

Die Nacht war kalt und die Sonne vertreibt den letzten Frühnebel. Laut Cheffe vom Campinho soll heute der Sommer mit steigenden Temperaturen beginnen, was unsere Begeisterung für die Gegend nicht wirklich schmälert.















Von den vielen kleinen Wegen hier suchen wir uns den schmalsten in Richtung Benfeita aus und lassen uns von einem Wegweiser in Richtung "Fraga de Pena" in eine Sackgasse locken, an deren Ende uns ein Wasserfall mit schönen, natürlichen Badegumpen zur ersten Pause des Tages verhilft

Piodao
Piodao
Piodao
Piodao























Im Reiseführer wurde uns das Bergdorf Piodao als wahre Perle angepriesen! Schon auf der Anfahrt über einen kleinen Pass begeistert der Anblick, sodass wir schon wieder den Seitenständer ausklappen und das fast komplett aus Schiefer bestehende Dorf über steile Gassen und Treppen erkunden. Es existieren keine Strassen, sondern nur schmale Fußwege, die den meisten Touristen wohl zu beschwerlich sind, da wir die einzigen Besucher zu sein scheinen.












Nur die Kirche am Ortseingang hebt sich von der üblichen Bauweise ab:




Irgendwo auf dem Weg in Richtung Vide durchfahren wir ein wildes Tal, das an einer Stelle gleich von zwei alten Bogen- und einer wackeligen Hängebrücke überquert wird. Wir könnten hier stundenlang einfach sitzen und der Stille lauschen.
bei Vide

Irgendwann reissen wir uns doch los und können uns ab Vide auf der N230 ganz dem beschwingten Landstrassensurfen hingeben: ein herrliches Motorradrevier mit hervorragenden Strassen und tollen Ausblicken und Landschaftserlebnissen. So erreichen wir über die alte Universitätsstadt Covilha über die steile und teilweise spektakuläre N339 quer durch die Serra da Estrela schließlich den Torre, der mit 1.993 Metern Höhe auch der höchste Berg Portugals ist.


Überall finden sich schöne und gepflegte Picknickplätze am Wegesrand, die wir gerne nutzen. Überhaupt können wir uns nach der ersten kleinen Enttäuschung mehr und mehr auf Portugal einlassen und geniessen Land und Leute immer intensiver! Die Ortsdurchfahrten bestehen hier noch fast überall aus Kopfsteinpflaster und man sieht einen klapprigen und altersschwachen R4 häufiger als einen Kangoo. Durch die vielen Pausen und die gefahrenen 250 km ist es spät geworden, als wir den Campingplatz erreichen. Hier treffen wir Marek aus Polen, der mit seiner 1250er Bandit seit einer Woche unterwegs ist und Pausen bisher nur in Paris und Roquefort gemacht hat. Seitdem hat sich seine Vorstellung von Romantik verschoben (Paris hat ihn erschreckt) und seine Vorliebe für Käse ist gestärkt worden. Er will weiter nach Lissabon (sein Leitspruch mit 26 Jahren: "life is short") und wir wollen hier noch einen Tag verbringen.
Endlich im Relax - Modus angekommen lassen wir uns beim Frühstück von der Sonne verwöhnen und entscheiden uns heute für eine Kombination aus Strand und Kultur.
Coimbra

Durch das Tal des Rio Alva fahren wir nach Coimbra, der ältesten Universitätsstadt Portugals. Vom Ufer des Rio Mondego erstreckt sich die Stadt terassenförmig über mehrere Ebenen. Im unteren Teil dominieren enge Gassen mit teilweise ungewöhnlichen Läden. Auf der Kuppe steht die Universität, die man über steile Gassen und Treppen erwandern kann. Nach den "Anstrengungen" gab es eine Pause im "Cafe Santa Cruz", das in einem ehemaligen Kirchengewölbe sehr stimmunsvoll untergebracht ist.
Dunas de Quaios
Dunas da Quaios
Weiter in Richtung Westen über Figueira da Foz erreichen wir die Dunas de Quaios. Nach der Durchquerung ausgedehnter Pinienwälder stehen wir vollkommen unvorbereitet vor hohen Dünen, die den Zugang zum Strand verwehren. Und dieser Strand ist unglaublich: 60 km lang und feinster Sand, nur die Wassertemperatur erfordert Überwindung. Den halben Tag verbringen wir hier mit Lesen und Dösen; einen weiteren Menschen haben wir nicht gesehen

Dornes
Dornes
Genug gefaulenzt, wir wollen weiter und bereiten abends schon bestmöglich die Abfahrt vor.

Am nächsten Morgen das selbstverständlichste Wetter: Sonne pur! Wir fahren über Arganil und Gois nach Lousa und durch die gleichnamige Serra, deren grün bewaldete Berge nur von verlassenen Dörfern unterbrochen werden. Die weitere Fahrt zieht sich entlang des aufgestauten Rio Zezere und hat schon fast meditativen Charakter. Landstraßensurfen in seiner schönsten Form. Die Einheit von Mensch, Strasse und Maschine in dieser schönen Umgebung automatisiert alle Abläufe: Gas auf, Gas zu, Gang rauf, Gang runter und die Bremse spielt keine Rolle. Entspanntes und genußvolles Dahingleiten...

Ein landschaftliches Highlight ist der Ort Dornes, der sich auf einem Felssporn oberhalb des Rio Zezere um einen Turm rankt, der einst als Vorposten der Templeranlage in Tomar erbaut wurde.

Schließlich finden wir südöstlich von Tomar in Castelo de Bode einen Campingplatz direkt am Stausee und geniessen es wieder einmal, die einzigen Gäste zu sein. Noch schnell mit Lebensmitteln und Rotwein für die nächsten Tage eingedeckt, planen wir für den folgenden Tag, uns auf die Spuren der Templer zu begeben. Ein kleiner Motorradcheck empfiehlt auch die baldige Suche nach einem Reifenhändler, da der neue Hinterreifen in den letzten zwei Wochen doch beträchtlich an Profil verloren hat.

 
Tomar: Convento de Christi
Tomar: Convento de Christi
Tomar: Convento de Christi
Tomar: schon die Altstadt lohnt den Besuch. Enge Gassen und schöne Parkanlagen und darüber thront das Weltkulturerbe des "Convento de Christi", das ursprünglich von den Rittern des Templerordens gegründet wurde. Auch wenn wir keine Ahnung von Baustilen und Epochen haben, bleibt alleine der Anblick des Bauwerkes ob seiner Größe und Schönheit beeindruckend und man kann fast die Macht spüren, die einst von hier ausging.























Knapp 3 km nordwestlich von Tomar findet man das gut erhaltene Aqueduto de Pegoes, dass für die Wasserversorgung des Convents bedeutend war und angeblich aus 180 Bögen bestehen soll (wir haben nicht gezählt).
Tomar: Aqueduto de Pegoes

Auch in Ourem (früher Abdegas) wird eine schöne, mittelaterliche Stadt von einer Burg des Templerordens überragt. Diese dreieckige Burganlage soll die besterhaltene Portugals sein. Weiter geht es durch die Landschaft des Ribatejo, die geprägt ist von dichten Wäldern und aufgestauten Flußläufen. Immer in Sichtweite des Rio Zezere erreichen wir Abrantes am Rio Tejo. Wir lassen uns nicht von den Aussenbezirken abschrecken und kämpfen uns den Berg hoch, immer in Richtung des Castelo. Die Altstadt empfängt uns mit weiß verputzten Häusern mit blumengeschmückten Balkonen und vielen kleinen Plätzen unterhalb der Burg

Abrantes
Abrantes























Zufällig haben wir den Tag des Stadtfestes "Festas da Cidade" erwischt und die ganze Stadt ist geschmückt. Auf jedem Platz ist eine Bühne aufgebaut, auf der Konzerte oder Theater dargeboten werden und ein Handwerkermarkt durchzieht die ganze Stadt. Lange schlendern wir durch das Treiben und kehren erst spät zum Campingplatz zurück.

Sonntagmorgen und die Sonne scheint. Wir fahren nach Constancia, wo Tejo und Zezere zusammenfliessen. Auch hier finden wir wieder schöne Gassen in einem beeindruckendem Stadtbild und gepflegte Gartenanlagen im Verbannungsort des Dichters Camoes:
Castelo de Almourd






Am Ufer des Tejo finden wir einen genialen Campingplatz, den wir uns "fürs nächste Mal" merken wollen. Der Uferstrasse weiter folgend lohnt ein Abstecher zum Castelo de Almourd, einer Burg die auf einem Felsen inmitten des Tejo thront.



In Golega drreht sich alles um das Pferd. Vo hier kommt die Rasse der Lusitanos und wirklich alles hier beinhaltet ein Pferdesymbol in irgendeiner Form. Dafür gibt es auch hier keine Möglichkeit, an einen neuen Reifen zu kommen.
Nun sind wir schon über zwei Wochen unterwegs und müssen uns langsam mit der Rückreise beschäftigen. Kurzentschlossen verzichten wir für dieses Mal auf Lissabon und entscheiden uns für eine Rückfahrt über Landstrassen, die auch noch Urlaub sein soll. Wieder einmal ist Packen angesagt und die Gewissheit wieder jeden Tag ohne Ziel irgendwo in Richtung Nordost anzukommen.

Mit viel Zeit im Gepäck nehmen wir kleine Strassen am Rio Tejo entlang und erreichen irgendwann mit Castelo Branco die erste größere Stadt. Es dauert auch nicht lange, bis ein Motorradladen gefunden ist. Der Chef glaubt mir meine Grössenbezeichnung nicht und macht sich selbst ein Bild davon. Jetzt erst denke ich darüber nach, dass die geländetaugliche Kombination aus 21" vorne und 18" hinten nicht ganz so gebräuchlich sein könnte. Die Menschen in dem Laden sind extrem freundlich und hilfsbereit und durchsuchen das ganze Lager. Der Chef telefoniert in der Umgebung herum und kann leider auch keinen Reifen auftreiben. Wir bedanken uns, füllen die Kaffekasse der Werkstatt auf und fahren weiter.
Über die N233und die winzige N569 gelangen wir an die spanische Grenze, wo sich zunächst nur die Strassenbezeichnung ändert (EX205). Doch bereits bei Eljas verändert sich die Landschaft so dramatisch, dass wir anhalten müssen und das Bild erst einmal in uns aufsaugen. So ist es mir bisher immer nur in Spanien ergangen; diese unbegreifliche Weite die sich dem Auge bietet, wirft mich immer wieder um. Wir geniessen die kurvenreiche Fahrt über mehrere kleine Pässe an etlichen Stauseen vorbei und überqueren den Rio Aragon. Vor dem Hintergrund der Reifensuche durchfahren wir die Stadt Plasencia und haben leider bei gleich zwei Motorradhändlern wieder kein Glück. Beide versichern uns auch, dass es einen solchen Reifen in ganz Plasencia nicht geben würde.
Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt uns, dass die nächste größere Stadt in ca. 150 km Entfernung liegt, wenn wir uns an die N110 halten. Die französischen Nationalstrassen im Sinn und die nun zu ignorierenden Verlockungen der Hochebenen von Villafranca, Paramera und vor allem der Sierra de Gredos, erscheint das zunächst nicht allzu verlockend. Aber diese Nationalstrasse hat es sowohl fahrerisch als auch landschaftlich in sich. Natürlich ist die landwirtschaftliche Nutzung intensiv. Erst glaubt man, dass alle Oliven dieser Welt von hier kommen müssen, dazu gesellen sich dann fein säuberlich abgetrennt aller Weizen dieser Welt, aller Kork dieser Welt, alle Kirschen dieser Welt,..... Auch die Tierhaltung scheint geordnet zu sein; links der Strasse jagen sich Pferdeherden, rechts davon grasen Rinder in einem imposanten Panorama.
Doch dann der Höhepunkt: wir fahren seit mehreren Stunden durch einen Talkessel, der ringsum von hohen Bergen umgeben ist und befinden uns dabei ständig auf etwa 1.400 m Höhe. Und dann taucht vor uns auf einem Hügel inmitten des Talkessels eine komplett erhaltene mittelalterliche Stadt auf, die komplett von einer Wehrmauer umgeben ist. Mit jedem Kilometer, den wir näher kommen öffnen sich unsere staunenden Münder weiter - Avila. Habe ich noch nie von gehört! Werde ich nie wieder vergessen!!
Wir fahren in die Stadt und finden tatsächlich in dem engen Gewirr der Gassen recht schnell einen Motorradladen. Schnell ist mein Wunsch geäußert und der Chef sagt ganz trocken: "Aber heute nicht mehr! Heute spielt Spanien". Selten hat mich ein "manana" so zufrieden gestellt. Wir verabreden einen Termin für den nächsten Morgen, kaufen noch ein wenig Proviant ein und finden auch noch einen schönen Campingplatz in Navaluenga am Ufer des Rio Alberche, wo wir uns noch lange bei einem guten Roten über die Eindrücke des Tages austauschen.

Wir müssen früh aufstehen und zusammenpacken, um unseren Termin einhalten zu können. Schon als wir den Laden betreten, erkenne ich am Gesicht des Inhabers, dass etwas nicht stimmt. Genauso ist es: er hat einen 17" Reifen bestellt. Gleichzeitig bietet er uns an, "seinen Neffen" nach Madrid zu schicken, um den Reifen zu tauschen und ist irritiert, dass wir das freudestrahlend annehmen. Wir freuen uns regelrecht darüber, dass wir dadurch die Gelegenheit haben, uns in Ruhe die Stadt anzusehen und ich baue schon einmal das Hinterrad aus.

Hier ein paar Impressionen einer Stadt, die in meinem persönlichen Spanienreiseführer auf der ersten Seite stehen würde:
Avila
Avila


Als wir um 14:00 zurück sind ist der Reifen gewechselt und montiert. Nach großem Palaver und dem Austausch der Mailadressen geht es weiter und wir können noch etliche schöne Kilometer bei einer großen Runde durch die Sierra de Guaderrama genießen, bis wir bei Abejar am Stausee de la Cuerda unser Zelt auf 1.153 m Höhe aufbauen. Zu unserer großen Enttäuschung müssen wir uns den Platz heute mit zwei weiteren Gästen teilen.
Spanien ist wieder einmal Motorradfahren im 16:9 - Format. Man kann sich während der Fahrt auf die Umgebung einlassen und geniessen. Entspannung und Genuss pur!

 Nach einer regenreichen Nacht entlässt der Schlafsack uns zunächst in dichten Nebel. Irgendwann in den letzten Wochen muss das Zelt geschrumpft sein, da ich meinen Buckel kaum noch durch den Eingang bekomme.


Bis wir gefrühstückt und zusammengepackt haben hat sich der Nebel aufgelöst und wir können bei strahlendem Sonnenschein die Fahrt durch die Nationalparks von Urbion und Cameros fortsetzen. Immer wieder kratzen wir auf kleinen Pässen an der 2.000er Grenze und tauchen schließlich ab ins Valle de Iregua, wo wir auch Geier beobachten können

Pamplona umfahren wir diesmal in einem großen südöstlichen Bogen durch die Täler von Elorz und Arce, um dann über den Puerto de Ibaneta die Grenze nach Frankreich zu überqueren (eine schöne und kurvenreiche Abfahrt!) und nach St.-Jean Pied de Port zu gelangen.Was für ein Trubel; nichts wie weg von hier auch wenn das Stadtbild selber sehr einladend aussieht. In Geaune finden wir einen Campingplatz, wo wir bei weit über 30° noch lange in der Wiese liegen und mit den Sternen um die Wette strahlen.

Auch die Nacht war von ungewöhnlich hohen Temperaturen geprägt und wir müssen nach dem Packen direkt noch einmal duschen. Schnell erreichen wir das Tal des Lot und folgen ihm über Cahors (wo mein Lieblingswein herkommt)


und St. Cirq - Lapopie


bis Figeac. Kurz vor Aurillac finden wir in traumhafter Lage den Camping de Viaduc bei Cayrols am Barrage de St. Etienne - Cantales. Wie immer empfinde ich den Sternenhimmel der Auvergne als den klarsten überhaupt, was wir auch wieder lange geniessen.

Nachdem wir gestern bei fast 40° gut gegart wurden, dampft der Stausee heute Morgen bei knapp 7°


Die weitere Rückfahrt führt uns durch das Cantal und die Auvergne über Salers (lecker Käse) nach Mauriac. An Clermont Ferrand vorbei in Richtung Moulins und Autun machen wir noch einen Abstecher in den Nationalpark de Morvan im Burgund und schlagen unser Nachtlager in Chissey en Morvan für ein letztes Mal auf. Nach drei Wochen und so vielen Erlebnissen soll der nächste Tag wirklich das Ende unseres Urlaubes bedeuten? Wir müssen uns tatsächlich mit der Route des nächsten Tages beschäftigen, da die restliche Strecke für einen weiteren reinen Landstrassentag zu lang ist.
Noyers
Noyers
Noyers
Noyers
Noyers

Ein kleiner Abstecher muss aber noch sein. Nachdem ich im Mai dieses Jahres schon einmal für eine Woche im Burgund war, habe ich Anke versprochen, ihr wenigstens einmal das Städtchen Noyers zu zeigen. Und genau wie im Frühjahr begeistert mich der Ort wieder und findet auch Anke's Beifall

Der "Rest" ist schnell erzählt: über Landstrassen bis Nancy und dann auf die Autobahn und über Luxemburg und Belgien Richtung Heimat. Hier stellen wir fest, dass wir genau 10 km des Urlaubes über deutsche Strassen gerollt sind.

Fazit:
Wir waren in Portugal und haben uns in Spanien verliebt
Wir haben so viele schöne Gegenden gestreift und damit Ziele und Sehnsüchte für die nächsten Jahre geweckt
Wir haben die Zweisamkeit und das 24 - stündige Beisammensein wieder einmal sehr genossen
Der Respekt vor großen Entfernungen schwindet merklich, wenn man sich nicht wegen eines gebuchten Zieles unter Druck setzt und sich treiben lasssen kann

Rein sachlich sind wir 7.841 km gefahren und haben dabei 466 Liter Benzin verbraucht. Ölverbrauch war nicht messbar, Reifenverschleiss: siehe oben
Die KTM ist für unsere Zwecke nahezu ideal und hat sich allen Unkenrufen zum Trotz als absolut zuverlässiges Reisemotorrad bewiesen. Die Souveränität und Gelassenheit, mit der sie sich über nahezu jeden Untergrund bewegen lässt, fasziniert und begeistert.

Wir freuen uns schon jetzt auf unseren nächsten Urlaub in Richtung ...............schaun mer mal


Zum Abschluss die fast schon obligatorische "Diaschau":

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