Sonntag, 12. Juli 2015

Irland Juni 2015


"What the fxxxck?" kreischt er laut und spuckt verächtlich aus. Frei übersetzt und drastisch verkürzt fragt er anschließend, was wir in Irland wollen, da es dort immer regnet.

Na das fängt ja mal so richtig gut an: gerade mal 150km unterwegs wollen wir in Belgien kurz vor der französischen Grenze "preiswert" tanken und treffen dabei auf zwei englische Motorradfahrer, die auf dem Heimweg sind. Wie das so ist, wird aus dem gegenseitigen Herumschleichen um die Motorräder ein Gespräch über woher und wohin und daraus entwickelt sich der ungläubige Ausruf ob unseres Reisezieles. Bange machen gilt nicht und überhaupt wartet die Fähre nicht auf uns. Also die guten Ratschläge zu sonnigeren Zielen ignorieren und bei Arras in der Picardie die Autobahn verlassen und über Landstraßen in Richtung der Côte D'Opale bummeln.
Irgendwann müssen wir dann doch falsch abgebogen sein, da sich der Weg immer weiter verengt und wir schließlich inmitten einer großen Margharitenwiese landen:










An der Grenze zur Normandie erreichen wir gegen Abend den Ort Mers-les-Bains, der wunderschön am Ärmelkanal liegt und durch zahlreiche Villen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts geprägt ist:

Mers-les-Bains
Mers-les-Bains







Nur ein paar Kilometer weiter finden wir in Criel-sur-Mer einen schönen Campinplatz, der sich in einem Einschnitt zwischen zwei Abschnitten der aus Kreidefelsen bestehenden Steilküste einfügt.

Es ist immer wieder etwas Besonderes, zu Beginn eines Urlaubes zum ersten Mal das Zelt aufzubauen und sich für die Übernachtung einzurichten. Haben wir wirklich an alles gedacht, fehlt nichts Entscheidendes und vor allem die Vorfreude auf drei Wochen ziellosen Treibens...
Wir laufen noch in den Ort und den Strand entlang und genießen den Sonnenuntergang unseres ersten Reisetages bei bestem Wetter.



Kreidefelsen bei Criel-sur-Mer

Das schöne Wetter lässt uns auch am nächsten Tag nicht im Stich und wir brechen schon früh auf und nutzen die Küstenstraßen entlang der Côte d'Albâtre, bis wir bei Le Havre die beeindruckende Pont de Normandie erreichen.
Pont de Normandie








Die Brücke überquert die Seinemündung auf einer Gesamtlänge von über zwei Kilometern und weist mit über 850 Metern die größte europäische Spannweite aus. Kurz vor der steilen Auffahrt gibt es einen Parkplatz mit Informationszentrum der gute Ausblicke auf das Bauwerk bietet. Natürlich kostet diese Brücke Maut; allerdings ist ganz rechts eine schmale und mautfreie Spur extra für Motorräder eingerichtet und ausgeschildert! Auch muss man sich an der nächsten Mautstelle keine Sorgen machen, dass man kein Ticket gezogen hat: Motorräder werden hier ohne Ticket mit pauschal 0,60 € berechnet.

Omaha Beach

Omaha Beach
Weiter westlich erreichen wir mit Omaha Beach und Utah Beach geschichtsträchtigen Boden, der gerade uns als deutsche Europäer bedenklich stimmt. Leider habe ich es im Vorfeld der Planungen dieser Reise nicht registriert, dass mit dem 06. Juni nur zwei Tage vor unserer Ankunft der Jahrestag des "D-Day" begangen wurde und noch viele Teilnehmer dieser Veranstaltungen vor Ort sind. Leider gewinne ich bald den Eindruck, dass es dabei vielen nicht unbedingt um die friedliche Aufarbeitung des Geschehenen zu gehen scheint sondern die Gelegenheit genutzt wird, um im öffentlichen Raum mit martialischem Aussehen ein wenig Krieg spielen zu können.
Ungeachtet aller Schuldgefühle und Beklemmungen lassen die Strandabschnitte selber aber echte Urlaubsstimmung aufkommen und laden uns zu einer langen und besinnlichen Pause ein.


Gegen 16:00 erreichen wir dann schließlich Cherbourgh, kaufen noch etwas Verpflegung und Rotwein und können direkt auf die "Oscar Wilde", die Fähre der Irishferries. Auch hier wird das Motorrad wie bei unserer letztjährigen Schottlandreise von uns selber verzurrt. Allerdings werden wir sehr gut mit Zurrgurten und Gummimatten zur Schonung der Sitzbank versorgt.
Nach einer ruhigen Nacht ohne erwähnenswerten Seegang erreichen wir am nächsten Morgen gegen 11:00 den irischen Hafen Rosslare. Nachdem wir durch das Zurückstellen der Uhren eine Stunde unseres Lebens gewonnen haben, rollen wir bald darauf vom Schiff und stellen uns gedanklich auf den Linksverkehr um.
Nach der obligatorischen Passkontrolle werden wir dann auch auf die "falsche Seite" losgelassen und bleiben zwecks schnellerer Eingewöhnung erst einmal auf der Hauptstraße. Nach einigen Kilometern biegen wir aber links ab und tauchen ein in das Geflecht kleinster, heckengesäumter Straßen. Schon bald lockt der erste Halt, als wir dem Wegweiser zur Tintern Abbey folgen.

Tintern Abbey















Tintern Abbey








Wir sind bereits auf der Halbinsel Hook und die kleine Straße schlängelt sich kurvenreich und eingerahmt von Trockensteinmauern oder hohen Hecken in Richtung des Leuchtturmes am Hook Head.



Hook Head

Route Tag 1



Um Waterford zu umfahren nutzen wir die kleine Fähre von Ballyhack nach Passage East und finden in der Nähe des Seebades Tramore einen empfehlenswerten Campingplatz in der Nähe des Metal Man, der irregeleiteten Schiffen den Weg weist, aber leider nicht zugänglich ist, da weithin abgesperrt.  Auf dem Platz lernen wir ein nettes, junges Paar aus Köln kennen, die wie wir mit den Motorrädern unterwegs sind, aber in kürzerer Zeit noch mehr erleben wollen, da sie auch noch weiter nach Schottland wollen. Den heutigen Tag haben sie mit dem Wechsel der Antriebskette an seiner Versys verbracht.


Am nächsten Morgen erinnert mich das Wetter an die beiden Engländer die uns in Belgien über die irischen Wetterverhältnisse aufgeklärt haben: strahlend blauer Himmel und Sonne pur. Wir haben nichts dagegen und fahren über die spektakuläre Küstenstraße R675 entlang schöner Buchten und Strände in Richtung Dungarvan und Ardmore.






Ard Mór bedeutet soviel wie "großer Hügel" und tatsächlich liegt das Dorf am Fuß einer Klippe, auf deren Gipfel sich die Declan's Church und der rund 30 Meter hohe Roundtower befinden.

Tor zum Himmel / Am Declan's Kloster in Ardmore

Roundtower in Ardmore

Aufgrund der Hitze lassen wir das mittelalterliche Youghal aus und orientieren uns in Richtung Norden durch das Tal des Blackwater River. Westlich von Fermoy finden wir durch einen Zufall auf der Suche nach einem Pausenplatz die Bridgetown Priory; eine beeindruckende Klosterruine mit uralten Grabstätten

Bridgetown Priory

Bridgetown Priory
Route Tag 2
Wieder Richtung Süden unterwegs nehmen wir kurz vor Cork bei Blarney den Campingplatz der zum örtlichen Golfplatz gehört. Hier lernen wir einen irischen Motorradfahrer kennen der auf dem Weg zur Skellig Michael ist. Im Laufe einiger Murphys bekommen wir eine traurige, aber auch beeindruckende Lebensgeschichte erzählt, die den Abend wie im Fluge vergehen lässt.

Der nächste Morgen bringt einen bedeckten Himmel; allerdings trocken bei knapp 20°. Unser Weg führt uns Richtung Westen entlang des River Lee. Das Verkehrsaufkommen bewegt sich gegen Null und wir können die Achterbahn über eine hügelige Hochebene durch die Shehy Mountains und über den Pass of Keltmaneigh richtig genießen.

Carriganass Castle









In Kealkill biegen wir beim Carriganass Castle von einer kleinen Straße auf eine winzige Straße ab, die sich als traumhafter Reiseweg über die kargen Höhenzüge des Guagan Barra Forest Park entpuppt.

Im Guagan Barra Forest Park

Im Guagan Barra Forest Park

Im Guagan Barra Forest Park

Beara Camping
Südwestlich von Kenmare quartieren wir uns für die nächsten drei Tage auf dem Beara Camping ein, dessen Sanitäreinrichtungen zwar "gewöhnungsbedürftig", aber gepflegt und sauber sind. Dafür ist das Gelände ein Traum! Ein einziger großer Garten in einem trockengelegten Moor, dessen Freiflächen aufwändig freigeschnitten werden müssen. Für uns ist das der Inbegriff für "schöner wohnen"und diese Reise wird als die erste ohne krumme Häringe in unsere Campinghistorie eingehen.

Gleninchaquin Park


Cloonee Loughs













Auf der Suche nach dem Platz (firmierte bis vor kurzem noch unter Peacock) haben wir noch die ca. 8 Kilometer lange Sackgasse zum Inchaquin-Wasserfall erkundet, die in einem Besucherzentrum endet, dass erfolgreich den Blick auf den Wasserfall verhindert und diesen erst gegen Zahlung von 6,- € freigibt. Da es bereits spät war und wir uns noch einrichen mussten, haben wir verzichtet und konnten das Panorama entlang der Cloonee Loughs auf dem Rückweg nochmals wirken lassen.


Route Tag 3













In der Nacht hat es heftig geregnet und so lassen wir es heute etwas gemütlicher angehen, zumal wir nicht packen müssen. Der Tag gehört komplett dem Ring of Beara, den wir einmal umrunden wollen. Die Straße ist für Busse und Wohnmobile gesperrt, sodass wir die Schönheiten der Halbinsel fast für uns alleine genießen können.
Ring of Beara

Bei Ardgroom nehmen wir die schmale Coastal road über Gortgatriff nach Eyeries, die sich hakenschlagend und wellig entlang des Atlantiks hangelt.











Dursey Island








Die Sackgasse zur Cable Car Seilbahn nach Dursey Island muss noch sein. Die wenigen Bewohner der Insel werden mittels Seilbahn versorgt, die mittlerweile als Touristenattraktion fungiert.














Überall werden kleine Flußtäler von steinernen Brücken überquert und es bieten sich idyllische Pausenplätze,

Am Healy Pass






bevor auf dem Healy Pass trotz seiner "nur" 500 Höhenmeter Hochgebirgsfeeling mit Spitzkehren und Haarnadelkurven aufkommt. Abends auf dem Platz werden wir das Opfer blutrünstiger Midges, die uns früh in die Sicherheit des Moskitonetzes zwingen.

Route Tag 4














Für heute haben wir uns die südlichen Finger der fünf Halbinseln vorgenommen. Über die kurvenreiche und mit Tunneln versehene N71 (Achtung: Bauarbeiten im Juni 2015) gelangen wir zügig über Glengarriff und Bantry nach Ballydehob und fahren zum südlichsten Punkt Irlands nach Mizen Head.










Hier gibt es zahlreiche Buchten, die über unbefestigte Wege angefahren werden können (und dürfen).
Barley Cove


Mizen Head




Am Kap stürzt sich das Kalkgestein spektakulär ins Meer und nachdem man den Eintritt für das Besucherzentrum entrichtet hat, kann man auch über eine schwindelerregend hohe Brücke zum alten Leuchtfeuer und zu den schönen Fotospots laufen. Die nächsten Bilder sind durch einen zweistündigen Fußmarsch hart erarbeitet worden:

Mizen Head

Mizen Head

Mizen Head









Die winzige Coastal Road am nördlichen Rand der Halbinsel ist landschaftlich extrem reizvoll. Trotzdem kriegen wir mehr Boote als Autos zu sehen und genießen die Einsamkeit und die Schönheit der Natur.

Mizen Head

Mizen Head
Route Tag 5
Auf dem Rückweg genehmigen wir uns noch den kleinen Finger des Sheep's Head (kein Kartenspiel) und genießen noch einmal die Kurven des Healy Pass. Hier hält uns ein alter Bauer an, der gerade seine Kühe nach Hause treibt. Eine halbe Stunde später wissen wir, dass sich hard life und soft heart ideal ergänzen.
Morgen wird gepackt und der Kompass zeigt auch für uns nach Norden.



Ob das so eine gute Idee ist? Im Vorfeld der Reise haben wir immer wieder gehört, wie busy der Ring of Kerry geworden wäre und wir wollen ausgerechnet an einem Sonntag mit strahlend blauem Himmel die Runde machen. Da die Reisebusse der großen Veranstalter den Ring nur gegen den Uhrzeigersinn  befahren dürfen, nehmen wir natürlich die andere Richtung. Aber Vorsicht: man spart sich zwar die aufgrund fehlender Geraden fast unmöglichen Überholvorgänge, muss aber in jeder Kurve mit Gegenverkehr auf der eigenen Fahrspur rechnen, da die Fahrbahn für zwei Fahrzeuge nur knapp ausreicht. 

Ring of Kerry
Landschaftlich ist die Kerry Halbinsel nicht unbedingt schöner als die z.B. Beara dafür ist sie aber so gut erschlossen, dass sie eben bedingt bustauglich und damit massenkompatibel ist. Trotzdem würden wir den Besuch unbedingt empfehlen, da sich überall tolle Blicke bieten und gerade der äußerste  Westen inklusive Valencia Island noch ruhigere Abschnitte bietet.



bei Caherdaniel
Bei Caherdaniel öffnet sich ein riesiger Sandstrand, der an seinem westlichen Ende von einem Friedhof mit typischer Ruinenkapelle überwacht wird. Irgendwie hat es mir dieses Motiv angetan.
Auf dem weiteren Weg wollen wir noch zum Gap of Dunloe, einer Passstraße am höchsten Berg Irlands, dem  1041 m hohen Carrauntoohil. Aber hier ist so viel los. dass wir schnell wieder umdrehen und unseren Weg Richtung Norden fortsetzen. Schließlich finden wir in Banna Strand einen Zeltplatz direkt 
Route Tag 6
hinter den Dünen des weitläufigen Strandes, den wir noch ausgiebig bewandern.










Für den nächsten Tag haben wir uns die letzte der Halbinseln vorgenommen: Dingle. Schon nach wenigen Kilometern haben wir den ersten Grund, den Seitenständer wieder auszuklappen. Bei Inch ragt eine sandige Nehrung ins Meer, die mit Fahrzeugen befahren werden darf und kilometerlangen
Spaß bietet.

Inch
 
Dingle
Im Ort Dingle gönnen wir uns beim wohl besten irischen Gelatiere ein Eis mit abgefahrenen, aber extrem leckeren Sorten wie Schokoladensorbet oder Meersalz.  Hauptattraktion des Städtchens ist aber der Delphin Fungie der seit 1983 in der Bucht "wohnt".  


Dingle












Dass der Pub von Dick Mack's im katholischen Irland eine Konkurrenz zur Kirche darstellt, ist offensichtlich.


Am Slea Head bieten sich grandiose Blicke auf Blasket Island. 

Slea Head


Fährhafen bei Dunquin








Kurz darauf lockt der kleine Hafen von Dunquin zum nächsten Stop. Eine steile Rampe führt zu einem winzigen Steg, an dem sich mit geteertem Tuch bespannte Kanus drängen. 


Route Tag 7






Schließlich führt der Weg noch über den Connor Pass, der auf drei Seiten den Blick auf den Atlantik freigibt.

Blick vom Connor Pass
Der nächste Tag ist eigentlich als Verbindungsetappe Richtung Norden gedacht und macht uns dieses Vorhaben aufgrund heftigen Regens und dichten Nebels auch leicht. In Tarbert nehmen wir die Fähre nach Killimer (9,- €) und sparen damit einen Landweg von  ca. 100 km und umgehen die Stadt Limerick. Die Cliffs of Moher wollen wir natürlich trotz des miesen Wetters besuchen, angesichts der mangelnden Sicht in Kombination mit hunderten Reisebussen und 11,- € Eintritt nehmen wir aber Abstand von dem Vorhaben und finden am Hafen von Doolin zufällig einen Blick auf die Schokoladenseite der Klippen.   

Cliffs of Moher
Der weitere Weg führt durch die Karstlandschaft des Burren mit seinen charakteristischen Gesteinsritzen. 

Burren

Burren

Burren
Route Tag 8





Zum Abschluss des Tages durchqueren wir noch die Außenbezirke von Galway und quartieren uns ca. 20 km westlich auf dem Campingplatz in Spiddle für zwei Nächte ein, da wir am nächsten Tag Galway besichtigen wollen.





Galway
Galway












Ein idealer Tag für einen Städtetrip, da bereits am Morgen Regen einsetzt. Auch in Irland existieren in den Stadtzentren überall unentgeltliche Parkplätze, die Motos vorbehalten sind, sodass wir ganz entspannt in die Stadt kommen.Galway ist eine bunte, lebendige und lebensfrohe Stadt, die sich auch an der Ausschreibung zur Kulturhauptstadt 2020 beworben hat. Überall stehen Straßenmusiker und Artisten, die auch vom Publikum angenommen werden. Die Altstadt hat zwar keine herausragenden Sehenswürdigkeiten, dafür stimmt das Gesamtpaket mit ausgedehnten Fußgängerzonen und eingestreuten Parkanlagen.

Lettermore Island

Genug gelaufen, zumal das Wetter aufklart. Etwa 40 km westlich von Galway werden fünf Inselchen mittels alter Steinbrücken miteinander verbunden. Auf den Hauptinseln Lettermore und Corumna Island wächst kein Baum mehr und die Inseln bieten blanken Granit. Diese karge Einöde übt einen eigenartigen Reiz aus und bietet Fahrspaß auf etlichen kleinen und unbefestigten Wegen


 

Route Tag 9

Corumna Island
Das war es dann auch schon wieder mit dem schlechten Wetter. Der nächste Morgen lockt uns mit Sonnenschein und Vogelgezwitscher schon früh aus den Schlafsäcken. Überhaupt sind die Nächte hier im Juni recht kurz, da erst gegen Mitternacht die Sonne untergeht und es um vier Uhr morgens bereits taghell ist. So kann man den Tag lange nutzen und kriegt auch was zu sehen. So wie jetzt: eigentlich wollen wir nur eine Abkürzung weg von der Küstenstraße nutzen und durchfahren zwischen Glencon und Cashel ein herrliches Moorgebiet, in dem wir nur ein paar Torfstecher treffen, die sich für den nächsten Winter versorgen. Entlang einiger kleinerer Seen können wir in der kühlen, klaren Luft schöne Weitblicke genießen.

Camus Bay


bei Doonreaghan
Seekühe an der Gorteen Bay








Bei Roundstone öffnet sich ein karibisch anmutender weiter Strand mit weißem Sand und klarem, blau schimmerndem Wasser und wir sehen unsere ersten Seekühe

Dog's Bay bei Roundstone
Mit Clifden erreichen wir einen größeren Ort, in dem wir uns in einem Cafe stärken. Bei der Weiterfahrt fällt uns ein Wegweiser auf, der eine "Sky Road" bezeichnet und unsere Neugierde weckt. Dieser Weg führt um die Halbinsel herum und ist teilweise so steil, dass man wirklich glaubt, geradewegs in den Himmel zu fahren. Kurz darauf müssen wir an der Kylemore Abbey erneut halten. Zu schön ist die Lage des Klosters am Lough Pollacappul
Kylemore Abbey

Kylemore Abbey
So richtig warm kann der Motor hier nicht werden. Kaum 20 km weiter verleitet die etwa 15 km lange, aber nur 500 Meter breite und fjordähnliche Bucht des Killary Harbour wieder dazu, den Schlüssel nach links zu drehen und die Aussicht zu genießen

Killary Harbour
Kaum haben wir uns losgerissen, zerreißt es das (Hobby)Fotografenherz: schon wieder anhalten oder endlich mal fahren. We are in holiday, not on the run. Wendepunkt gesucht und gefunden und da wir sowieso schon halten, vergeht die nächste Stunde wieder mit Wanderungen um das Motiv herum

Aasleagh-Wasserfall

bei Delphi
Route Tag 10
Auch wenn die Sonne spät untergeht, so versuchen wir doch, gegen 18 Uhr den Ständer auszuklappen, um das Zelt aufzubauen, ein paar Einkäufe zu erledigen, Essen zuzubereiten und die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. So sind wir dann froh, als wir in Westport den örtlichen Campingplatz finden, der sich auf einer Wiese mitten im Schloßpark befindet; ein königliches Erlebnis.

Heinrich Bölls "Irisches Tagebuch" ist auf Achill Island geschrieben worden. Bei dem heutigen Nebelverhangenen Regenwetter bei heftigen Stürmen, die von keinem Baum und keiner Hecke gebremst werden, hätte ich wohl auch das Schreiben angefangen. Die Brücke die das irische Festland mit der Insel verbindet, soll ein Walskelett stilisieren. Direkt hinter der Brücke zweigt mit dem "Atlantic Drive" eine Panoramastraße ab, die um den Süden der Insel herumführt.

nach Achill Island
Ganz im Westen klettert die Straße schlagartig auf eine Höhe von 150 Metern und führt direkt am Abgrund entlang. Auf dem Navi kann ich erkennen, dass wir uns direkt neben dem Atlantik befinden, aber der dichte Nebel lässt keinen Blick aufs Wasser zu: Sichtweite unter 5 Meter
Bei dem Weiler Keem endet die Straße wieder auf Meereshöhe an einem einsamen Strand und wir befinden uns nun unterhalb der Nebelbank
Keem Bay auf Achill Island
Dun Briste am Downpatrick Head
Nach dem Abstecher wollen wir direkt in Richtung Norden, wo das Regenradar Besserung verspricht. Am Westufer des Carrowmore Lake entlang fahren wir noch durch Regen, bevor in Küstennähe die Wolkendecke aufreißt und wir im trockenen die Klippen des Downpatrick Head erwandern können.
Die Brandung hat Höhlen und Tunnel ausgespült und abgetrennt vom Land steht mit dem "Dun Briste" ein einsamer, ca. 80 Meter hoher Felsen im Meer.

Wir können bis an den Klippenrand heran und lauschen der kläffenden Brandung, die sich hoch in den Felsen bricht

Downpatrick Head

Downpatrick Head
Route Tag 11
Über Sligo erreichen wir den Campingplatz in Strandhill und sind trotz des überwiegend regnerischen Tages sehr zufrieden mit dem Tag, an dem wir wieder viele schöne Dinge erleben durften.








Der Platz bietet Zeltreisenden schöne Stellplätze inmitten der Dünen direkt am Strand, während die "weisse Ware" auf einer großen Wiese schutzlos dem heftigen Wind ausgesetzt ist.
Dafür ist die Aussicht auf den Knocknarea fantastisch; ein über 300 Meter hoher monolithischer Berg, auf dessen Gipfel sich keltische Grabhügel befinden.




Knocknarea



Wir befahren literarisch bedeutendes Gebiet. Hier ist die Heimat des Dichters William Butler Yeats, dessen Gedichte fast schon als Reiseführer dienen können, so detailliert hat er seine Heimat beschrieben. Quell seiner Inspiration soll der Glencar Lake gewesen sein, der uns zwar nicht zum Dichten, aber immerhin zu einer genußvollen Pause verleitet



Glencar Lake

Wir nehmen die N15 nach Donegal, wo wir eine Kaffepause einlegen und durch den Ort bummeln, bevor wir hinter Killybegs auf die Coast Scenic Road abbiegen, die uns nach Bunglass an die Klippen des Slieve League führt. Von dieser Route zweigen immer wieder kleine unbefestigte Wege ab, an denen wir noch das "alte" Irland entdecken können.











Mal enden sie an einem kleinen Hof, ein anderes Mal an einer versteckten, kleinen Bucht



Das County hier ist auch als "Irisch-Alaska" bekannt und an über 200 Tagen im Jahr ist es regnerisch und neblig. Irgendetwas müssen wir im Leben richtig gemacht haben, dass wir hier und heute mit fantastischem Wetter an diesem Ort belohnt werden. Die Klippen des Slieve League stürzen sich über 600 Meter steil ins Meer und die steile einspurige Straße hier hinauf stimmt schon darauf ein, dass uns hier etwas besonderes, spektakuläres erwartet.

Slieve League

Slieve League

Slieve League






Überhaupt scheint man es gut mit uns zu meinen; irgendjemand hat uns unbemerkt ein aus Korb geflochtenes Kreuz ans Motorrad gesteckt, dass sich bei nachträglicher Recherche als "Eye of God / St Brigid's Cross" herausstellt und uns wohl beschützen soll.
Eines steht schon mal fest: es hat gewirkt!




Nachdem wir uns irgendwann wieder losreissen können, nehmen wir noch die Sackgasse zum Malin Beg und ich bedauere zum wiederholten Male, mich vor dem Urlaub nicht um ein Weitwinkelobjektiv gekümmert zu haben.
Der hiesige Silver Strand bietet sich geradezu als Motiv an

Silver Strand, Malinbeg
Auf dem weiteren Weg kommen wir durch ein Tal in Richtung Glengesh Pass das auch fahrerisch begeistern kann. Eine enge und kurvenreiche Straße schlängelt sich über sanfte Hügel, sodass wir schon bald Ardara erreichen und uns auf die Suche nach einem Campingplatz machen, den wir dann ca. 6 Kilometer nördlich am Tramore Strand finden.


Route Tag 12
Hier treffen wir zwei Freunde, die sich jedes Jahr aus Schottland und aus England kommend mit ihren Reiseenduros irgendwo treffen und zwei Wochen miteinander verbringen. Schon bald tauschen wir unsere Reiseerlebnisse über Marokko aus, das sie genauso wie uns begeistert hat. Schließlich treibt uns einsetzender Regen in die Zelte und wir sind dankbar für einen weiteren wunderbaren Tag in Irland!

Die Nacht war stürmisch und regnerisch. An Kaffekochen ist nicht zu denken, und wir sind bereits vor der Abfahrt nass. Obwohl wir heute eigentlich auf direktem Weg in Richtung Osten wollten, lassen wir uns von den blauen Lücken am dunklen Himmel erst einmal in den Norden in die Landschaft "The Rosses" locken. Auch wenn das Gebiet  erst seit dem 18. Fahrhundert besiedelt ist, hat man einiges auch wieder aufgegeben


Auf dem Weg an die Spitze der Halbinsel Cruit Island durchqueren wir das Gelände eines Golfplatzes und werden anhand eines Schildes aufgefordert, "die Spieler durch Hupen auf uns aufmerksam zu machen". Auch hier haben wir wieder Glück mit dem Wetter und genießen die Ausblicke.

Cruit Island

Cruit Island

Wieder einmal sind wir allein und wundern uns, dass sich kaum Reisende in diesen Landstrich verirren, der so viele Schönheiten zu bieten hat.
Noch ein kurzer Abstecher nach Horn Head, wo uns dann doch noch der Regen vertreibt bevor wir die höchsten Dünen Europas erklettern können. Die vom Wetter vorgegebene Route bringt uns dann nach Ramelton wo ein schönes Ensemble aus alten Lagerhäusern des einstigen Zentrums der Lachsfischerei zu einem Halt einlädt.

Ramelton
Route Tag 13
Wie so häufig werden wir auch hier auf das woher und wohin angesprochen und unser etwa 80- jähriger Gesprächspartner verwickelt uns in ein langes Gespräch, dass von vielem Lachen dominiert wird, uns aber aufgrund seiner Erzählungen auch schon mal eine Träne entlockt. Irren ist menschlich, aber die Iren sind menschlicher! Schweren Herzens brechen wir die Unterhaltung ab, da wir heute noch nach Nordirland wollen und die Verkehrslage in (London)Derry nicht einschätzen können. Wir haben irgendwo unser Zeitgefühl verloren und nicht registriert, dass heute Sonntag und damit der in Irland groß gefeierte Fathersday ist. Prompt geraten wir in einen Megastau bei der Durchfahrung des Ortes Letterkenny, den wir mit fast zweistündigem Stop and Go ertragen dürfen. Derry selber ist dann kein Problem und wir erreichen ziemlich spät bei Downhill die Causeway Scenic Road und erregen beim Platzwart des örtlichen Caravanparks soviel Mitleid, dass er uns entgegen seiner Vorschriften unser Zelt aufbauen lässt. Irren ist menschlich, .....

Es ist heiß im Zelt.

Heiß?

Heiß!

Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel und die Atlantikluft ist unglaublich klar. Das wird ein toller Tag, zumal mit der Causeway Scenic Road ein weiteres Highlight auf uns wartet. Schnell ist das Zelt abgebaut und das Gepäck verstaut und knapp 20 Kilometer später ist es erst einmal Essig mit dem tollen Tag. Schon beim Losfahren habe ich bemerkt, dass etwas mit der hydraulischen Kupplung nicht stimmt und jetzt trennt sie gar nicht mehr. Ich habe direkt die Befürchtung, dass der Kupplungsnehmerzylinder den gestrigen Stress nicht überlebt hat. Das mineralische Öl des Gebers hat sich verabschiedet und da ich nur vollsynthetisches Motoröl dabei habe fülle und entlüfte ich die Zuleitung mit Olivenöl aus der Campingküche. Hält leider auch nur 20 Kilometer. Dank moderner Zeiten und Smartphone ist im Internet der einzige KTM-Händler Nordirlands schnell ausgemacht und wir nehmen die 120 Kilometer über Belfast in Angriff. Kreisverkehre und Ampelanlagen bekommen plötzlich eine ganz andere Bedeutung und die Fahrt bringt definitiv keinen Spaß. Unser Ziel erreichen wir trotzdem

The one and only KTM-Händler in Nordirland
Norman Watt kümmert sich direkt und organisiert auch das defekte Bauteil, sodass wir bereits drei Stunden später wieder fahrbereit sind. Vielen herzlichen Dank an Norman und sein Team, die unglaublich freundlich und motiviert um Hilfe bemüht waren. Irren ist menschlich, ...

Route Tag 14
Wir wollen unsere Reise dort fortsetzen wo wir sie heute morgen unterbrochen haben, und fahren deshalb wieder in Richtung Norden. Kreisverkehre und Ampelanlagen haben keinerlei Bedeutung...

So kommt es, dass wir nur etwa 30 Kilometer vom Startpunkt des heutigen Tages entfernt erneut unser Zelt aufbauen und statt landschaftlicher Highlights ein emotionales Highlight erleben durften.


Nach einer kalten, sternenklaren Nacht strahlt die Sonne wieder vom Himmel und wir machen uns früh auf den Weg zum Dunluce Castle, dessen Ruine malerisch auf einem Felssporn oberhalb einer Bucht am Atlantik liegt

Dunluce Castle

Schon wieder lassen wir eine der meistgerühmten Sehenswürdigkeiten Irlands aus, indem wir vor dem Trubel flüchten, der uns am Parkplatz zum Giant's Causeway erwartet.

Rope Bridge / Carrick-a-Rede














Dagegen ist es bei unserer Ankunft an der Carrick-a-Rede Island schon fast familiär und wir entscheiden uns, den einstündigen Fußmarsch zur Rope Bridge in Angriff zu nehmen. Der Name der Insel bedeutet so viel wie "Fels im Weg" und bezieht sich auf den Weg der Lachse. Das machten sich Fischer zunutze, die über eine abenteuerliche Seilhängebrücke auf den Fels gelangten und die Lachse
mit Netzen aus dem Wasser fischen konnten.

Rope Bridge

Rope Bridge
Zurück am Parkplatz kommen wir mit einem Päarchen aus der Wiener Neustadt ins Gespräch, die mit einer GS Adventure unterwegs sind, und die wir schon ein paar Mal unterwegs gesehen haben.
Unsere Aussagen bzgl. der Dauer des Weges zur Seilbrücke lääst ihr Interesse an derselben merklich sinken. Dafür haben wir beide die sogenannten "Dark Hedges" als nächstes Ziel auf der Agenda.
Hierbei handelt es sich um eine Buchenallee, die nirgends ausgeschildert ist, aber aufgrund einer Filmserie (Game of Thrones) zu Ruhm gelangt ist. Und das zu Recht, denn die Eindrücke beim
Durchfahren des kurzen Wegstückes sind schon klasse

Dark Hedges

Dark Hedges

Dark Hedges
Bei Ballycastle erreichen wir die Antrim Coast und biegen schon bald auf eine unscheinbar wirkende kleine Straße ab, die sich für mich als das bisher schönste jemals befahrene Asphaltband entpuppt.
Die wellige und mit extremen Steigungen versehene einspurige Straße klettert wiederholt von Meeresniveau auf 350 Meter und ist mit engen Kehren gespickt. Auch der weitere Verlauf der Küstenstraße A2, die sich knapp über Meeresniveau in Richtung Süden windet, kann begeistern.

Route Tag 15
Da wir jetzt bereits das dritte Mal in zwei Tagen in Belfast sind, umfahren wir das Zentrum auf dem Outer Ring und halten uns westlich in Richtung Millisle. Wir wollen noch für den Abend einkaufen und den örtlichen Campingplatz nutzen, haben aber das komische Gefühl, nicht willkommen zu sein. Überall hängen Plakate, die an die "Troubles" erinnern und viele Wände sind vollgeschmiert mit Sprüchen wie "we don't forget". Eine innere Stimme empfiehlt uns weiterzufahren, was wir schlußendlich auch tun.  Auf den nächsten 40 Kilometern fahren wir etwa 15 Caravanparks an, die uns alle mit dem Spruch "No tents allowed" abweisen, bis wir in Cloughey einen Platz finden, der sich auch noch mit der Urform des Campens arrangieren kann.

Portaferry
Heute müssen wir eine Entscheidung über den weiteren Verlauf der Reise treffen. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, die Städte Belfast und Dublin zu besichtigen. Andererseits hat uns der irische Motorradfahrer den wir am zweiten Abend kennenlernen durften so von seiner Heimat vorgeschwärmt, dass wir die Wicklow Mountains auch gerne besuchen wollen. Kurzentschlossen streichen wir Belfast und machen uns auf den Weg in Richtung Dublin. Durch
Strangford
die gestrige Suche nach einer Bleibe für die Nacht sind wir ohnehin schon weit nach Süden abgekommen und können mit der Fähre von Portaferry nach Strangford den Weg drastisch verkürzen (5,30 Pfund für 10 Minuten Fährzeit).
Wir passieren mit Newcastle und Kilkeel Seebäder nach englischem Vorbild, die mit Casino und bunten Kirmesbuden Bleibende anlocken wollen. Wir aber sind Reisende und suchen schnell das Weite.
Bei Dundalk sind wir bereits wieder auf dem Boden der Republik Irland. Da sich hier die Geschwindigkeits- und Entfernungsangaben wieder von Meilen in Kilometer ändern und das britische Pfund wieder vom Euro abgelöst wird ist man fast versucht, von Links- auf Rechtsverkehr umzustellen.
Dublin umfahren wir auf dem Autobahnring M50 der bezüglich Mautpflicht und -abrechnung einige Besonderheiten bietet. Hier wird barrierefrei das Kennzeichen erfasst und die Abrechnung kann bis zum nächsten Tag per Internet erfolgen. Die Kennzeicheneingabe ergab, dass Motorräder nicht erfasst werden und somit mautfrei unterwegs sind.
Wir verlassen die Autobahn an der Abfahrt 12 und können direkt aus dem Großstadtgewimmel in die Kurvenorgie der R115 eintauchen. Über Sally Gap finden wir den Einstieg in die empfohlene "old military road" am Glenmacnass Waterfall vorbei und gelangen bei Rathdrum in das Herz der Wicklow Mountains und quartieren uns für zwei Nächte auf dem Campingplatz Hidden Valley ein.

Glenmacnss Waterfall

Tal des Glenmacnass


Route Tag 16
Jetzt besuchen wir Dublin, dass spätestens seit dem Film "Once" ganz oben auf unserer Wunschliste steht. An James Joyce's prosaischem Frühwerk kann es nicht liegen, da mich dieses zu Schulzeiten eher gequält als unterhalten hat. Entlang der Küstenstraße nähern wir uns der Großstadt und schleichen uns on Osten her hinein. Dank der auch hier verfügbaren freien Parkplätze für Motorräder können wir direkt im Zentrum mit unserer Besichtigungstour starten. Den ganzen Tag erkunden wir die Stadt, nutzen sogar einen der offenen Doppelstockbusse für Sightseeingtouren und sind abends regelrecht erschöpft von den Eindrücken, aber auch begeistert.
Dublin

Dublin


Dublin
Route Tag 17

Die Erwartungen an die Stadt wurden voll erfüllt. Die Szene der Straßenmusiker ist derart vielfältig und man könnte an jeder zweiten Ecke hängen bleiben, um den unbekannten Künstlern zuzuhören und das Drumherum zu beobachten - einfach klasse!




Am nächsten Morgen verlassen wir unsere einsame Zeltwiese zu einer Runde in die Wicklow Mountains. Das Wetter bleibt uns treu und wir biegen schon bald ab in das Vale of Avoca das wegen seiner Wollmühlen bekannt sein soll. Das Tal selber wird von einer kleinen Straße in herrlicher Umgebung durchzogen und wir besuchen sogar eine Wollmühle

Vale of Avoca



Avoca Mill

Avoca Mill


Glenmalur








Der weitere Weg führt uns in die Gletscherwanne des Glenmalur und über die kargen Höhen des Wicklow Gap nach Glendalough, wo im Tal der zwei Seen eine mittelaterliche Klosteranlage mit angeschlossenem Gasthaus zu einer Pause einlädt.


Glendalough
Route Tag 18
Zurück auf dem Campinplatz erwartet uns eine Überraschung: nachdem wir uns in der Nacht vorher die riesige Zeltwiese mit einem weiteren Zelt geteilt haben, erinnert das Gelände jetzt an ein Rockfestival. Vor lauter Zelten ist kaum noch Gras zu erkennen und unser "Nachbar" erklärt uns, dass heute der Beginn der dreimonatigen Sommerferien ist. Jetzt wird mir auch klar, warum es so schwierig war, eine Fährüberfahrt für die Rückreise zu buchen, da es viele Iren aufgrund der Wettersituation nach Frankreich oder weiter in den Süden zieht.

Route Tag 19



Den letzten Tag in Irland nutzen wir noch für eine ruhige Küstenbummelei und eine ausgedehnte Sonnenpause an einem Strand in der Wexford Bay, bevor wir auf dieselbe Fähre wie vor drei Wochen fahren, die aber diesmal Roscoff ganz im Westen Frankreichs zum Ziel hat.


Einen Tag bummeln wir noch mehr oder weniger gemütlich über Landstraßen durch Bretagne und Normandie, die sich durchaus als eigenständige Urlaubsziele entpuppen, bevor wir östlich von Le Havre zum letzten Mal für diesen Urlaub das Zelt festnageln. Da ich am nächsten Tag im Dienst erwartet werde, ist für die letzten 400 Kilometer Autobahn angesagt, die nur von einer ausgedehnten Pause im belgischen Mons unterbrochen wird, bevor wir nach 6.098 km wieder zuhause sind
und die irische Sonne direkt mitgebracht haben.

Fazit:

In den letzten Jahren haben wir sehr unterschiedliche Länder und Menschen kennengelernt. Waren die Menschen in Marokko noch aufdringlich neugierig im positiven Sinne und die Schotten höflich interessiert, so hat uns die herzliche Offenheit der Iren (bis auf die Ausnahme im nordirischen Ulster) vollkommen überrascht, fast schon überwältigt. Wir wurden wirklich überall und ständig angesprochen und man freute sich, dass wir uns drei Wochen Zeit für ihre Heimat nehmen. Und immer hörten wir: "You're welcome" und "Enjoy your stay".
Meine Erwartungen habe ich ja bereits im Vorfeld der Reise einem zufällig gefundenen Text von Olaf Tarmas entnommen, der all meine Erwartungen und Sehnsüchte an diese Insel ausdrückt.

Zitat: "Ach, Irland! Wo sonst nehmen einen die Elemente auf diese unverkennbare Weise in Empfang? Ein bisschen unbeholfen und kumpelig umarmt mich der Wind, ein kleiner Regenschauer klopft mir freundlich auf Schultern und Mütze, die Brandung am Kliff kläfft mich begeistert an."  

Haben wir alles gefunden; und noch so viel mehr. Natürlich hatten wir Glück mit dem Wetter, dass sich völlig untypisch zeigte. Irland und seine Menschen sind unbedingt eine Reise wert!

Praktisches:
- Linksverkehr: erfordert nur eine kurze Eingewöhnungszeit
- Verkehr: die Verkehrsdichte ist abgesehen von den wenigen Ballungszentren sehr überschaubar
- Tanken: Tankstellendichte vergleichbar mit Deutschland und auch über Land kein Problem. Der Liter Super lag im Juni 2015 bei etwa 1,40 €
- Einkaufen: an 7 Tagen die Woche von 8:00 bis 22:00 möglich. Auch auf dem Land in den Supermärkten der Tankstellen, die zu normalen Preisen verkaufen
- Alkohol: nur erhältlich in Läden mit dem Hinweis "Off Licence"
- Motorrad: eine Besonderheit stellt der irische Asphalt dar, der auch bei Nässe extrem griffig ist. Da es in Irland quasi keinen Schnee oder Frost gibt, ist die Fahrbahndecke sehr grobporig, sodass das Wasser schnell ablaufen kann. Motorradfahrer grüßen sich durch merkwürdige Kopfverrenkungen oder mit erhobenem rechten Fuß

Zum Abschluß noch eine kleine Diashow: