Samstag, 24. September 2016

Normandie / Bretagne September 2016


Sizilien Mai / Juni 2016

Jäh schwillt das dumpfe Brummen an und mit einer gewaltigen Geräuschkulisse setzt sich der Hornissenschwarm in Bewegung. Er ist genauso schnell verschwunden, wie er erschienen ist.
Erst sammeln sich zwei oder drei und in kürzester Zeit schwillt deren Zahl zu hunderten an. Sobald sich eine Lücke ergibt, stoßen sie alle in diese hinein und brummen dem Horizont entgegen.
Zumindest kommt es uns so vor, wenn sich unzählige Roller in die erste Reihe mogeln und allen anderen Verkehrsteilnehmern das Nachsehen geben. Seit einer halben Stunde beobachten wir
das Treiben an dem ersten großen Kreisverkehr nach der Hafenausfahrt in Palermo und fühlen uns jetzt stark genug, dieses Spiel mitzuspielen. Obwohl wir Marrakesch und Genua überlebt
haben und sogar unseren Spaß daran hatten, so ist Palermo eine ganz andere Qualität! Spaß macht es trotzdem und wir verlassen die Stadt erstaunlich zügig in Richtung Westen, um eine
Stunde später bei einbrechender Dunkelheit den Campingplatz Agricampeggio in Scopello zu entern und unser Zelt aufzubauen.
Jetzt sind wir endlich angekommen. Die letzten Tage sind zwar entspannt, aber immer vor dem Hintergrund des Termins zur Fährabfahrt genossen worden. Am Samstag über Autobahn in
den Schwarzwald und bei Bad Bellingen auf den Campingplatz "Lug ins Land". Am Sonntag durch die kalte Schweiz, bevor um Mailand herum die Welt im Starkregen unterging. Mit dem letzten
Regentropfen sind wir von der Autobahn runter und über kurvige, kleine Landstraßen in Garbagna auf einem kleinen Camping gelandet, der sich in herrlicher Ruhe im Wald versteckt. Hier
kommen wir mit Guido ins Gespräch, der für die "Motorrad News" die neue Africa Twin auf Langstrecke testet und in Richtung Sardinien unterwegs ist.
Da die Fähre erst abends ablegt haben wir den ganzen Tag Zeit, uns ziellos über die kleinen Straßen Liguriens treiben zu lassen.




Irgendwann erreichen wir dann doch Genua und fahren mittendurch zum Fährhafen. Schlappe 23 Stunden später dann die Konfrontation mit dem oben beschriebenen Verkehrsvergnügen in
Palermo.

Wie schön der gewählte Platz ist, erkennen wir erst am nächsten Morgen. Von unserer Terrasse aus bietet sich ein traumhafter Blick über die Bucht und Scopello ist ein schöner Ort an der Tonnara Bucht, die den Eingang zum Nationalpark Zingaro bildet.


Der erste Ausflug auf der Insel geht nach Castello de Baida, das wie aus Spaghettiwestern entliehen scheint. Von dort windet sich eine derbe ca. 20 km lange Fels- und Schotterpiste um den
Monte Sparagio, über die wir den Weg nach San Vito lo Capo abkürzen.




Auf dem Rückweg wählen wir den weiten Bogen, um vom Bergdorf Erice aus den Blick auf den Monte Cofano zu werfen, der hier als Wolkenfänger fungiert.


Erice selber ist ein mittelalterliches Städtchen mit engen Gassen, das über eine steile Serpentinenauffahrt erobert werden will.



Die Route von Tag 1 = 182 km


Morgens vor dem Zelt im Schatten von Olivenbäumen frühstücken! Hier wollen wir gar nicht mehr weg!!




Wir schleichen über kleine Nebenstraßen zu den Tempelanlagen von Segesta. So beeindruckend der Anblick auch ist, so hält uns die Hitze dennoch von einer Besichtigung ab und wir genießen lieber den Fahrtwind , den wir erst mit dem Ausklappen des Seitenständers im Borgo Fazio wieder abstellen.


Die Borghi sind ab 1937 zur Neuordnung der Landwirtschaft gegründet worden und verfügten über all das, was man von einem sizilianischen Dorf erwartet: um eine große Piazza gruppieren
sich ein Brunnen, eine Bar, ein Lebensmittelladen, eine Schule, ein medizinischer Notdienst, ein Rathaus und natürlich eine Kirche – alles gestaltet im typischen "Mussolini-Design". Nach
dem Krieg liefen über die Jahre die Bewohner davon. Die enteigneten Flächen waren schlicht zum Leben zu klein und zum Sterben zu groß und so verfallen sie zunehmend. Als Geisterdörfer
üben sie auf uns einen besonderen Reiz aus und bieten zugleich schöne Möglichkeiten für eine Picknick- oder Sonnenpause.



Über Marsala erreichen wir die in einer Lagune liegende Saline Ettore e Infersa mit ihren charakteristischen Mühlen.


Auf dem Rückweg über Vita und Gibellina besuchen wir die Ruinen des alten Dorfes Gibellina, das durch ein Erdbeben nahezu komplett zerstört wurde und im Rahmen eines Kunstprojektes (Cretto) großflächig mit Beton verkleidet wurde. Es ist bedrückend, hier heute durch die nachgebildeten Gassen zu streunen und sich der Gewalten der Natur bewusst zu werden.



Zimmer mit Aussicht








Kurz vor unserem "Zuhause" erhaschen wir noch einen letzten Blick auf Castellammare del Golfo, das sich schön in eine Bucht unterhalb der Küstenstraße schmiegt.





Die Route des Tages = 296 km









Umzug in den Süden oder Kinotag: über Alcamo und Camporeale erreichen wir in Corleone die erste cineastische Verbindung. Der gleichnamige Don sollte wohl jedem als DER Pate bekannt sein. Und tatsächlich soll die Stadt Heimat mehrerer bedeutender Capi gewesen sein. Wir spüren nichts vom Einfluss der Mafia, können jedoch die Gegend als eine der besten Weinlagen des sizilianischen Nero d'Avola empfehlen. Auf dem weiteren Weg schmiegt sich der Lago di Prizzi mit prächtigen Farben in
eine Senke und bietet dank eines wilden Schotterweges die Möglichkeit einer Umrundung.


Wenig später geben wir Prizzi die Ehre, das sich wirklich schön den Hang hinaufzieht.


Von Jack Nicholson ist nichts zu sehen, sodass wir uns auf den Weg nach Palazzo Adriano machen, wo der Film "Cinema Paradiso" gedreht wurde. Die zentrale Piazza Grande bietet sich für eine Pause an und der Ort ist wirklich sehenswert.



Über kleinste Straßen, die immer wieder auch in Schotterpisten oder Wiesenwege übergehen, erreichen wir über Ribera relativ spät Eraclea Minoa, wo wir auf dem gleichnamigen und in der Vorsaison wunderschönen Campingplatz unser Zelt in einem dichten Pinienwald in direkter Strandnähe festnageln. Von den heute gefahrenen 230 km waren mindestens 50 auf losem Untergrund, da viele offizielle Straßen einfache Schotterpisten sind und auch breite Straßen häufig unvermittelt für etliche Kilometer in Trampelpfade übergehen, bevor sie irgendwann wieder zu normalen Straßen werden. Wer hier Enduro fahren will, kommt voll auf seine Kosten!

Route heute = 224 km


Ein zehn Kilometer langer und nahezu unbebauter Strand direkt vor dem Zelt; da macht das Aufstehen Spaß. Der Campingplatz ist riesig, jedoch verlieren sich jetzt in der Vorsaison ganze 12 Zelte und Wohnmobile in dem dichten und schattigen Pinienwald. Die abgefallenen Nadeln sind wie ein Teppich und wir genießen den frühen Morgen und laufen am Strand entlang zu den weißen Gipsklippen am Capo Bianco.




Oberhalb der Klippen verstecken sich die Ruinen einer griechischen Siedlung, denen wir aber heute keine Beachtung schenken. Bei Traumwetter machen wir uns auf den Weg in Richtung Osten, wo schon bald die Scala dei Turchi zum ersten Halt verleitet. Riesige blendendweiße Kalkstufen sollen früher den Piraten ("Türken") den Zugang an Land erleichtert haben und gaben dem Naturspektakel seinen Namen.


Lange im Voraus hatten wir uns auf das Tal der Tempel in Agrigento gefreut. Angesichts einer riesigen Baustelle und unzähligen Reisebussen, die die Zufahrt zu der Tempelanlage verstopfen,
entscheiden wir uns jedoch für die Weiterfahrt ins Landesinnere wo wir auch auf Abkühlung durch die Höhenlagen hoffen.


In einem weiten Bogen über Land fahren wir durch menschenleere und verkehrsfreie grandiose Landschaft. Die Weite der Ausblicke verleitet dazu, immer wieder beide Arme auszubreiten.


Die erste Getreideernte ist schon beendet und in der Ferne erhebt sich ein steiler Felssporn. Beim Näherkommen erkennt man dann die Festung "Castello Manfredonio", die auf der Kuppe klebt.



Route = 228 km











Umzugstag: wir hatten uns im Vorfeld den einzigen Campingplatz im Inland bei Piazza Armerina ausgeguckt, um von dort aus Tagesausflüge im Zentrum der Insel zu starten. So fahren wir nach Naro, um einen Bummel durch die mittelalterliche Stadt unterhalb des Kastells zu unternehmen. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, von jedem Balkon beobachtet zu werden.


Die weitere Fahrt führt uns durch grandiose Landschaften mit weiten Blicken, bis wir am Lago Torrente Olivo eine ausgedehnte Pause in einem schattigen Wäldchen einlegen.


Auf dem weiteren Weg testen wir in Aidone das laut Reiseführer beste Eis Siziliens und können zumindest nach dem Genuss des Manna-Eises nicht wirklich widersprechen. Kurz darauf stehen wir vor den verschlossenen Toren des Camping Agricasale, der bereits zum Anfang Juni wegen Wassermangels geschlossen ist und keine Gäste aufnimmt. Ein österreichisches Paar samt Wohnmobil erleidet das gleiche Schicksal, fürchtet sich jedoch wegen der extrem schmalen und kurvigen Zufahrtswege vor der Weiterfahrt, da sie auf dem Hinweg bereits etliche kritische Manöver hinter sich gebracht haben. So bieten wir uns an vorzufahren und ihnen bei Gegenverkehr frühzeitig Zeichen zu geben, was sie dankbar annehmen. Für uns heißt es dann, doch wieder die Küstennähe zu suchen und wir erreichen am späten Abend den Camping Scarabeo in Punto Braccetto.

Route = 299 km









Nach einem entspannten Start in den Tag durchqueren wir die ausgedehnte Treibhausfläche in Küstennähe und decken uns bei einem Gemüsebauern für kleinstes Geld mit allerlei Obst und Gemüse für den Tag ein. Der erste Stop dann in Caltagirone, dass durch sein Töpferhandwerk bekannt geworden ist und dank der Scala Santa Maria del Monte unser Interesse geweckt hatte. Die lange Treppe führt mit 142 gezählten Stufen zur gleichnamigen Kirche, wobei jede einzelne Stufe mit unterschiedlichen Kacheln geschmückt ist.



Auf dem weiteren Weg versuchen wir, uns in den kleineren und weniger besuchten Landstädtchen Granmichele und Militello in Val di Catania langsam an den sizilianischen Barock heranzutasten, der nach dem großen Erdbeben von 1693 die meisten Städte im Süden prägt. Dass Militello auch noch berühmt für seine Konditoreien ist, deren Spezialität, die Mostarda, aus Kakteenfeigen hergestellt wird, erweitert die Besichtigungstour um den ein oder anderen Genussmoment.


Nach 181 km erreichen wir wieder unser Zelt und genießen den Abend am Strand.


Heute fahren wir mit Wanderschuhen los, da wir den ersten Teil der vorgenommenen bekannten Barockstädte erwandern wollen. Zunächst lassen wir uns die Küste entlang treiben und erreichen schon bald Punta Secca, wo wir aufgrund des markanten Ensembles aus Wach-und Leuchtturm eine Szenerie aus den Montalbano Filmen erkennen. Bald darauf drehen wir ins Landesinnere ab in Richtung Scicli, wo wir kurz vorher die Serpentinen zu der verlassenen Kirche Chiesa di S. Maria della Croce erklimmen. Von dort oben haben wir einen schönen Überblick über das Weltkulturerbe, bevor wir uns in das Gewirr der Gassen stürzen.



Ein Kulturerbe jagt das nächste. Der Motor ist kaum warm und wir erreichen Mòdica, dass sich bereits in der Anfahrt durch die alles überragende Kastellruine mit dem Uhrenturm auf sich aufmerksam macht. Enge, steile Gassen ziehen sich durch eng beieinander stehende Häuser und werden immer wieder von winzigen, begrünten Plätzen unterbrochen. Diese Stadt macht Spaß und entspricht so richtig unseren Vorstellungen einer süditalienischen Stadt, sodass ich den Akku der Kamera in die Knie zwinge und den Rest des Tages nur noch mit Handyfotos dokumentieren kann.





Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns mit Ragusa ein weiteres Highlight der sizilianischen Stadt(ver)führungen Die Stadt wird durch eine tiefe Schlucht getrennt, auf deren flacherer Seite Ragusa Ibla liegt. Hier findet man die ganzen barocken Kirchen und Paläste und vor allem den Duomo San Giorgio. Auch hier macht es Spaß, die Stadt auf Schusters Rappen zu erobern



 





























und so haben wir nach Ankunft auf dem Campingplatz trotz ganztägigem Unterwegssein lediglich 114 km auf dem Tacho.



Nachdem wir unsere textile Ferienwohnung wieder im Packsack verstaut haben, umrunden wir immer an der Küste entlang die Südostspitze der Insel und befinden uns damit bereits südlich von Tunis. So wundern wir uns auch nicht über die Temperaturen von 43°, sondern suchen immer wieder kleine einsame Strände, die wir für einen kurzen Sprung ins Meer nutzen.
An einem dieser Strände thront kurz hinter Pozzallo eine aufgegebene Thunfischfabrik wie eine Tempelruine über dem Strand.




 Die nächste Badepause gibt es gegenüber der Isola delle Correnti am südlichsten Zipfel Siziliens.


Weiter nördlich decken wir uns in der alten Tonnara von Marzamemi mit Thun- und Schwertfisch ein, den wir abends auf dem Camping Sabbiadoro nördlich von Avola zubereiten.
Der Platz ist schön in dicht bewachsenen und schattigen Terassen oberhalb eines kleinen Strandes angelegt und erinnert teilweise eher an einen botanischen Garten. Heutige Route = 134 km


In der Gewissheit, dass heute das Profil der Schuhe mehr verschleißen wird als das der Reifen und angesichts der Temperaturen bei zunehmend heißem Wind verzichten wir auf einen Großteil der Motorradbekleidung und besuchen zunächst Siracusa. Wir finden einen Schleichweg, der direkt über den Damm auf die Insel Ortigia führt, auf der sich die alten Baudenkmäler befinden. Es macht Spaß, sich ziellos durch die engen Gassen treiben zu lassen, bis man auf einmal am Piazza Duomo vor dem ehemaligen Athena Tempel steht, oder sich über die Süßwasserquelle wundert, die in unmittelbarer Nähe zum Meer sprudelt.



Als letzten barocken Höhepunkt der Reise steuern wir Noto an. Die Stadt wird als die schönste Barockstadt Siziliens gepriesen und beeindruckt auch wirklich durch die schiere Menge prunkvoller Bauten. Am Piazza Municipio erklettern wir den Campanile di San Carlo und werfen einen Blick von oben auf die Stadt, die trotz aller Pracht ein wenig wie ein Museum wirkt.




Mit kaltem Motor (75 km) und qualmenden Füßen (gefühlt mehr km) bereiten wir uns am Abend schon auf die morgige Weiterfahrt vor.



Ist das Leben nicht schön? Die Sonne scheint, das Meer rauscht direkt vor dem Zelt, Pane und Cappuccino stehen bereit und wir haben immer noch eine Woche Zeit, die Schönheiten der Insel zu erkunden. Schnell ist alles zusammengepackt und wir schrauben uns über die winzige P4 in das Naturschutzgebiet Cava Grande del Cassibile. Von einem Aussichtspunkt hat man einen schönen Einblick in die Schlucht des Cassibile, der mehrere tiefe Badegumpen (Laghetti) ausgewaschen hat.




In Ferla suchen wir uns aufgrund der Hitze ein schattiges Plätzchen für unser obligatorisches Picknick bevor wir die knapp einspurige Sackgasse oberhalb der Anapo-Schlucht befahren.


Kunst am Bau, für die ich kein Modell stehen wollte...


Die Straße führt über ein Hochplateau, in dessen Verlauf man mehrere Nekropolen der Totenstadt Pantalica besichtigen kann.




Der Verlockung eines ca. 2 km langen Wanderweges als Abkürzung nach Sortino muss ich nach Ansicht des groben Trampelpfades aufgrund der vollbeladenen Fuhre widerwillig widerstehen.
So müssen wir doch den Weg zurück und nehmen den großen Bogen in Richtung Catania. Der Anblick der Großstadt und deren sie umgebenden Industrieanlagen und rauchenden Schlote lässt uns die Flucht über die Autostrada in Richtung Norden ergreifen. Abschließend gönnen wir uns noch einen kleinen Abstecher auf den Monte Etna, bevor wir in San Marco auf dem Camping Almoetia für drei Nächte unser Zuhause finden. Route = 240 km


Zum heutigen Tag gibt es nicht viel zu erzählen. Oder besser gesagt: es gäbe so viel zu erzählen. Aber die Eindrücke bei der Umrundung des Etna sind so gewaltig, dass Worte dieses Erlebnis kaum beschreiben können. Bei wolkenlosem blauen Himmel in dieser Kulisse Motorrad fahren zu dürfen, ist eines der großen Geschenke in meinem Leben. Versuchen wir einfach einmal, Bilder sprechen zu lassen:

Castiglione di Sicilia


 Der Berg der Berge


Die häßliche Seite der Naturgewalten



Ich liebe dieses Motorrad


Route = 209 km


Gestern Tanz auf dem Vulkan, und heute Kurvenrausch pur. Insgesamt viermal haben wir die Monti Peloritani und die Monti Nebrodi gequert Die S185 in Richtung Norden ist sowohl landschaftlich als auch fahrerisch ideales Motorradrevier. Das wissen am heutigen Sonntag auch die einheimischen Zweiradfahrer. Während wir ganze Gruppen auf Sportenduros durch das fast trockene Flussbett des Nora ra turnende Hobbycrosser beobachten, werden wir von mehreren Supersportlern überholt. Die Motorradgattungen dazwischen scheinen nicht zu existieren. Bei Mazzarra schlagen wir einen Haken in Richtung Süden und kühlen uns in Montalbano Elicona bei einer fantastischen Granita Cafe erst einmal ab.



 









Ein weiterer Schlenker führt uns wieder nach Norden zur Küstenstraße, der wir bis Capo dÒrlando folgen, um anschließend der wunderbaren S116 über den 2.264 Meter hohen Portella dello Zappo zu folgen, auf der gerade ein Knutschkugelrennen durchgeführt wird.

Die Ankunft am Platz wird aufgrund 282 km anspruchsvoller Streckenführung recht spät.


Heute werden wir den letzten Campingplatz auf der Insel ansteuern. Wir winken dem Etna zum Abschied und entern schon bald die wunderbare S120, die als Panoramastraße wunderbare Blicke über Berg und Tal bietet. Zwischen Cesaro und Troina liegt auf der rechten Seite das Borgo Giuliano. Irgendwie fasziniert uns die Stimmung dieser verfallenden Geisterdörfer, die meistens problemlos über ausgewaschene Feldwege erreicht werden können und gut zugänglich sind.





Die Landschaft mutet an wie die Toskana und die Panoramen verleiten immer wieder zum Halten und Staunen.


In Troina kämpfen wir uns über Kopfsteinpflaster und über enge Gassen hoch zur Piazza und erhaschen einen letzten Blick auf den Etna.



Kurz vor Nicosia biegen wir in Richtung Norden auf die S117 ab, die wohl nicht mehr lange als wunderschöne und kurvenreiche Achterbahn befahren werden kann.
Irgendein spaßbefreiter Effizienzfanatiker hat sein Lineal auf der Landkarte liegen lassen und baut durch diese großartige Landschaft mittels potthässlicher Brücken und Tunneln eine schnurgerade Verbindung, die bereits heute den Landschaftsgenuss einschränkt. Müßig zu erwähnen, dass wir auf den 40 km kein anderes Fahrzeug gesehen haben und somit den Sinn dieser Baumaßnahme nicht erfassen können.
Über Mistretto und Santo Stefano erreichen wir an der Küstenstraße S113 das Städtchen Cefalu und quartieren uns auf dem sehr empfehlenswerten Camping Sanfillipo ein. Route = 202 km


In Richtung Osten fahren wir entlang der Küstenstraße entlang kleiner Sand- oder Kiesbuchten durch ausgedehnte Zitronenplantagen. An den steilen Anstiegen in die Nebrodi Berge kleben kleine Dörfer wie Adlernester. Wir wählen die steile einspurige und mit etlichen Serpentinen versehene Auffahrt nach Pollina und befinden uns kurz darauf 800 Meter höher in einem mittelalterlichen Dorf wieder, dessen komplette Piazza in Form eines Amphitheaters angelegt wurde.



 Von dort bietet sich ein traumhaftes Panorama in die Madonie und über das Thyrrhenische Meer.


Nach dem ebenfalls abenteuerlichen Abstieg zurück an die Küste erreichen wir schon bald Castel di Tusa, ein noch nicht vom Tourismus heimgesuchtes Örtchen mit einem schönen Strand


 Drei Farben Blau































 und dem außergewöhnlichen "Hotel L'Atelier sul Mare", in dem Frauen eine tragende Rolle spielen.



Der Erbauer dieses Hotels hat im gleich anschließenden Tal des Tusa einen Skulpturenpark geschaffen (Fiumara d'Arte = Flussbett der Kunst), dessen Besichtigung sich dank verkehrsarmer kleinster Straßen in außergewöhnlich schöner Berglandschaft für einen Tagesausflug geradezu anbietet. Wir starten in Villa Margi mit dem "Monument an einen toten Dichter"; ein riesiges blaues Fenster auf die Unendlichkeit des Meeres.

Ist das Kunst, oder kann das weg?


Über kleinste Holperpisten, oftmals auch unbefestigt, nähern wir uns der "Mediterranen Energie", die sich erstaunlich harmonisch in die Landschaft einfügt


Die erst zehn Jahre nach dem eigentlichen Abschluss des Parks errichtete "Piramide 38° parallelo" überrascht mit regem Treiben durch Handwerker. Wir erfahren, dass in genau einer Woche zur Sommersonnenwende am 21.06. das Innere der Pyramide durch einen Sonnenstrahl erhellt wird und die damit verbundene Veranstaltung "Rito della Luce" vorbereitet wird.



 Von hier hat man auch einen Blick auf das erste installierte Kunstwerk "La Materia poteva non esserci", das sich im Talgrund im Schatten der Autobahnbrücken versteckt.


Am beeindruckendsten ist für uns aber bei bereits tiefstehender Sonne das begehbare Labyrinth Arianna, das den Mutterleib darstellen soll.




Spät erreichen wir nach 188 km den Campingplatz und genießen von unserer Terrasse den Anblick des Sonnenunterganges.



Für den letzten regulären Urlaubstag auf der Insel haben wir uns die Berglandschaft der Madonie vorgenommen, die immerhin bis auf 2.000 Meter Höhe ansteigt. Trotz der in den letzten Wochen erlebten Überraschungen bezüglich Fahrbahnbeschaffenheit und Streckenverlauf werden wir heute mit neuen Dimensionen konfrontiert und ich genieße wieder einmal die Möglichkeiten unserer KTM. Hinter einer Kurve hört die Straße einfach auf Straße sein zu wollen und ermöglicht uns für etwa 10 Kilometer leichten Offroad-Spaß.




Allerdings ist es extrem heiß und es weht ein heißer und stürmischer Wind, der uns zu vielen kleinen Pausen zwingt. So benötigen wir den halben Tag, bis wir über Castelbuono schließlich Gangi erreichen; laut Reiseführer das schönste Dorf Italiens. Schön ist es wirklich, dafür wirkt es aber wie unbewohnt und extrem ordentlich und sauber. Auf jeden Fall nicht italienisch.



Typischer ist dann wieder Sperlinga, unter dessen Kastell sich ein Höhlendorf ausbreitet, dessen Häuser nur durch einen in den Fels geschlagenen Weg erreicht werden können.



Auf dem Weg zum Campingplatz erkennen wir vereinzelt Rauchwolken, die vermutlich durch vom Sturm entfachte Waldbrände ausgelöst wurden. Im Verlaufe des Abends bestätigt sich unsere Vermutung, als wir beobachten können, wie Löschflugzeuge in der Bucht vor unserem Platz immer wieder Wasser aufnehmen.

Route = 191 km


Die ganze Nacht über sind die Löschflugzeuge im Einsatz gewesen und wir werden von den Betreibern des Campingplatzes aufgefordert, zügig den Platz zu verlassen. Die ganze Mannschaft ist damit beschäftigt, Schläuche auszurollen und das ganze Gelände vorbereitend zu wässern. Noch während des Packens werden wir von Ascheregen überrascht und verlassen den gastfreundlichen Ort mit einem schlechten Gefühl, weil wir spüren, dass die Menschen um ihre Existenz fürchten. Die Straßen in Richtung Westen inclusive der Autobahn sind bereits gesperrt, sodass wir versuchen, uns über die kleinen Bergstraßen im Landesinneren in einem großen Bogen Palermo und dem Fährhafen zu nähern. Es tut gut zu wissen, dass wir den ganzen Tag Zeit haben, dieses Ziel zu erreichen und wir somit nicht unter Zeitdruck stehen. Insgesamt drei Mal werden wir bei dem Versuch, wieder in
Küstennähe zu gelangen, von Straßensperren aufgehalten, bis wir in Cerda, der Hauptstadt der Artischocke und dem Startort der "Targa Florio", bei 41° eine lange Pause einlegen.
Noch kurz vor Palermo befahren wir ein kleines Waldstück unter Feuerwehr-Begleitschutz, wo die Bäume zu beiden Seiten der Straße in Flammen stehen und der Straßenbelag durch die Hitze bereits extrem weich geworden ist.
Auch im Hafen von Palermo können wir die Löschflugzeuge beobachten, wie sie im ruhigen Wasser des Hafenbeckens Löschwasser aufnehmen und in unmittelbarer Nähe der Stadt in die brennenden Berghänge ablassen. Dadurch ist die Hafenausfahrt natürlich gesperrt und die Abfahrt der Fähre verzögert sich entsprechend.
Die heutige Route bestand dann auch aus durchaus spannenden 220 km


Jetzt kann ich es mit Bestimmtheit sagen: Kreuzfahrt ist nix für mich. Ich lese gerne. Ich höre gerne Musik. Aber 21 Stunden Fähre reichen mir vollkommen. Mehr Meer brauche ich am Stück nicht zu sehen. Allerdings verhilft uns die Schiffspassage zu einem kleinen Fazit der Reise, da wir im Vorbeifahren ja noch die bereits bereisten Inseln Sardinien und Korsika sehen und erkennen können. Genau dazwischen hat sich Sizilien einen Platz erobert. Aus unserer Sicht deutlich schöner als Sardinien, aber Korsika bleibt für uns die schönste der Mittelmeerinseln.

Die weitere Rückfahrt nach Hause ist unspektakulär und wird nur durch zwei Zeltaufbauten in Ligurien und im Schwarzwald unterbrochen, sodass wir nach 5.715 km wieder wohlbehalten und voller schöner Eindrücke die Isomatte gegen ein Bett tauschen.


Sizilien: auf jeden Fall mehr als eine Reise wert! Wir würden uns beim nächsten Besuch auf Madonie und Nebrodi konzentrieren. Gerne würden wir auch die Eolischen Inseln besuchen, dafür fehlte einfach die Zeit.
Die Weite und die Vielfalt der Landschaft im Inselinneren beeindrucken nachhaltig. Die Küste bietet gerade im Süden der Insel unglaublich schöne und leere Strände. Die Städte und Dörfer lohnen eigentlich alle. Natur und Kultur verteilen sich für uns zu einer idealen Mischung und die Straßen bieten alles, was des Motorradfahrers Herz begehrt. Allerdings sollte man stets aufmerksam bleiben, da sich die Fahrbahnbeschaffenheit mitunter schlagartig ändern kann und vor allem in den Bergen viele Verwerfungen und Abbrüche für Überraschungen sorgen.
Den Offroadanteil kann man fast nach Belieben ausweiten. Die von uns besuchten Campingplätze waren bzgl. Lage und Ausstattung sehr gut, die Preise mit durchschnittlich 21,- € je Nacht für zwei Personen mit Zelt und Motorrad ok.
Einkaufen: über Frische und Qualität italienischer Lebensmittel braucht man keine Worte zu verlieren. Wenn ein Klischee stimmt, dann ist es das von perfektem "Vino, Pane, Olio". Wir haben selten gekocht, da uns auch angesichts der hohen Temperaturen meistens die überall frisch zubereiteten Antipasti als Hauptmahlzeit gereicht haben und die Preise sind erstaunlich günstig. Die sizilianischen Bäckereien sind mit unseren nicht zu vergleichen, so reichhaltig ist die Auswahl. Einmal von links oben nach rechts unten durchfuttern wäre ein Traum, ist aber nicht zu schaffen. Arancini (frittierte Reisbällchen) und Panelle (Kichererbsenmehl) wurden im Verlauf der Reise unsere Favoriten.
Suchtfaktor hat die Granita, ein halbflüssiges Wassereis.
Mein Favorit: Granita Caffe.

Allgemeines: Wir haben die Fähren der GNV von Genua nach Palermo (248,-€) und zurück genutzt (288,-€), jeweils mit Kabine.

Als Reiseführer hat sich bewährt: "Sizilien" aus dem Michael Müller Verlag

Karte: Michelin Sicilia (Blatt 365, Maßstab 1:220.000)

Und zum Abschluss noch eine kleine bildliche Zusammenfassung als Diaschau mit Musik. Bei der Musik möchte ich besonders die meines Freundes Uwe hervorheben, der als "50 Cycle Hum" eine besondere Fassung des Songs "Remember (Dissolve) der britischen Rockband "Aereogramme" aufgenommen hat.