März 2013: zehn Tage Zeit und aus dem Sommer des letzten
Jahres die unterdrückte Sehnsucht nach Lissabon im Hinterkopf. Kurze
Internetrecherche und wie eigentlich immer eher zufällig eine Unterkunft
gefunden, die sich im Nachhinein als echter Glücksgriff herausstellt. Die Flüge
passen auch und so sind wir bereits drei Tage später auf dem Weg in die Stadt
mit dem gewissen Gefühl: Saudade.
Angeblich lässt sich das Wort nicht wirklich
übersetzen, drückt aber allen Weltschmerz und die Wehmut nach etwas Verlorenem
aus und gipfelt in der Musik des Fado.
Unsere Unterkunft ist ein Appartement mitten in der Baixa,
der Unterstadt, und ist aus der Initiative einer Gruppe junger
Arbeitsloser entstanden, die das alte Gebäude aufwändig und in Eigeninitiative saniert
haben, ohne den Charme und die Originalität des Hauses zu verfremden. Mit den Mieteinnahmen
der Ferienwohnungen ist bereits ein zweites Haus erworben worden, dessen Umbau
angegangen wird.
|
Innenhof Baixa House |
|
|
Alt und Neu; da wartet noch viel Arbeit |
|
Die dahinter steckenden Menschen sind unglaublich engagiert
und kümmern sich so liebevoll um ihre Gäste, dass man sich nach ein paar Tagen
wie bei Freunden fühlt.
Prädikat: sehr empfehlenswert!!
Wie jede Großstadt empfiehlt sich auch Lissabon als Ziel,
das man besser zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereist, wobei sich
hier natürlich die wundervollen Eléctricos, die alten Straßenbahnen hervortun.
Sie rumpeln durch enge Gassen und um enge Biegungen und bewältigen dabei enorme
Steigungen. Die berühmte Eléctrico Nr.28 hält direkt vor unserer Tür und ist
uns fast täglich ein rettender Anker, wenn wir Abends mit qualmenden Füßen
wieder "nach Hause" wollen.
|
Eléctrico Nr. 28 in der Alfama |
|
Nr.28 vor der Sé (die Kathedrale) |
|
Largo da Graca |
|
Die ersten Tage verbringen wir mit der Erkundung der näheren Umgebung der Baixa, der Unterstadt.
Zwischen dem Chiadoviertel und der Alfama erstrecken sich großzügige Straßen und Plätze, von denen steile Gassen abgehen, die in Richtung der Miradouros führen. Anhand der Straßennamen kann man noch die Planung der Viertel nach Zünften nachvollziehen, wie Rua de Ouro (Goldstr.) oder Rua dos Sapateiros (Schuster).
|
Baixa | |
|
Sé (Kathedrale) |
|
Blick vom Largo da Graca zum Tejo |
Überall trifft man auf Straßenmusiker, die es verstehen ihr Publikum mit dem wehleidig klingenden Fado zu fesseln.
Das mittelalterliche Lissabon erstreckt sich unterhalb des Castelo de Sao Jorge in den bunten Straßen der maurischen Alfama. Ein faszinierendes Viertel mit engen, steilen Gassen und Treppen.
|
Eingang Castelo de Sao Jorge |
|
|
Castelo de Sao Jorge |
|
|
Castelo de Sao Jorge | | | | | | | | |
|
Von den begehbaren Wällen aus kann man die Wehrtürme erklettern und genießt einen herrlichen Ausblick über die Stadt
|
Blick über die Alfama |
|
Alfama | |
|
In der Alfama |
|
|
Gasse in der Alfama |
|
|
Alfama | |
|
Alfama | |
|
Alfama | | | | | | | |
Enge, labyrinthische Straßen und kleine Plätze dominieren die Alfama. Die engen, netzartig angelegten Gassen erinnern an die Kasbahs in Fes oder Marrakesch und werden unterbrochen von kleinen Plätzen und Gärten.
|
Ponte 25 de Abril |
|
Wir machen uns auf in den Westen der Stadt nach Belém wo die wichtigsten
Denkmäler und Museen direkt am Ufer des Tejo liegen. Auch hier nutzen
wir die Straßenbahn und genießen die Unterfahrung der an San Francisco
erinnernden "Ponte 25 de Abril", die auf über 2 km den Tejo in Richtung des Cristo Rei überspannt und mit ihrem Namen an die Nelkenrevolution im Jahr 1974 erinnert.
|
Torre de Belém |
|
|
Torre de Belém |
|
|
Torre de Belém Südseite | | | |
|
Der Torre de Belém stand ursprünglich auf einer Insel im Fluß und wurde als Festung erbaut, die den Zugang zum Hafen Lissabons erschweren sollte. Der Flusslauf veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte und durch das große Erdbeben von 1755, sodass das Bauwerk heute direkt am Ufer liegt.
Wenn man zu Fuß dem Tejo zurück nach Lissabon folgt, erreicht man schon bald das Padrao dos Descobrimentos, das Denkmal der Entdeckungen.
|
Padrao dos Descobrimentos |
Wie der Bug eines Schiffes ragt das Denkmal ins Wasser hinaus und versinnbildlicht den portugiesischen Nationalstolz als Symbol für die Visionen der Entdecker. Dargestellt werden unter anderem Heinrich der Seefahrer, Vasco da Gama und Ferdinand Magellan.
|
Padrao dos Descobrimentos |
|
Padrao dos Descobrimentos |
Das Mosteiro dos Jeronimos wird in Reiseführern als das schönste Bauwerk Lissabons gepriesen. Das Kloster ist ein Paradebeispiel für die Symbolik des Goldenen Zeitalters Portugals als Kolonialmacht, das mit dem Gold der Neuen Welt erbaut wurde. Uns schrecken die vielen Busladungen interessierter Besucher ab, zumal die Höhe des Eintrittes Assoziationen an die Ausbeutung der Entdecker weckt. Deshalb nur ein wenig äußere Schönheit:
|
Mosteiro dos Jeronimos |
|
Mosteiro dos Jeronimos |
|
Manuelinisches Südportal on Joao de Castilho |
|
|
Im Westen der Unterstadt erstrecken sich die Hügel des Bairro Alto. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir den Chiado, das Künstlerviertel Lissabons.
|
Elevador de Santa Justa |
Die Gassen sind sehr steil und es geht immer auf und ab. Hier sehen wir
auch die Standseilbahnen, die den Menschen die anstrengendsten Aufstiege
erleichtern.
Die Fahrt mit dem Elevador de Santa Justa gehört sicher zu den Hauptattraktionen der Stadt; immerhin werden hier 45 Höhenmeter überwunden.
|
Im Chiado |
|
Chiado |
|
Chiado |
|
Largo do Carmo |
|
Chiado | | | | | | | | | | |
Raus aus der Stadt und ab ans Meer. Mit dem Zug erreichen wir in ca. einer halben Stunde für wirklich kleines Geld Estoril und laufen am Meer entlang nach Cascais. Wenn wir schon einmal hier sind, gehört ein Tag am Meer für uns dazu.
|
Zwischen Estoril und Cascais |
|
|
Cascais | |
|
Cascais | |
Auch wenn es auf den Bildern nicht immer so aussieht, genießen wir einen herrlichen, sonnigen Tag bevor wir Abends wieder nach Estoril laufen und den Zug zurück nach Lissabon nehmen
Zwischendurch haben wir einen Regentag im Parque das Nacoes verbracht. Hier finden wir das moderne Lissabon mit breiten Promenaden entlang des Ufers des Tejo, große Einkaufszentren und den Hauptbahnhof Gare do Oriente. Inklusive dem Besuch des Oceanário, eines der größten Aquarien der Welt, haben wir kein Problem damit, den Regentag zu verbringen.
Lissabon: eine wunderbare Stadt, die unbedingt einen längeren Aufenthalt lohnt. Die Stadt atmet Geschichte, aber auch Vergänglichkeit; viele Gebäude bedürfen dringend einer Sanierung.
Es gibt viele Schlepper und Bettler, und der Rauschgifthandel wird sehr offen betrieben.
In Verbindung mit der wirklich guten Unterbringung haben wir eine wunderschöne Auszeit genießen dürfen!
Wer nur in Bildern schwelgen möchte; bitte:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen