Sonntag, 1. Februar 2015

Lissabon im März 2013



März 2013: zehn Tage Zeit und aus dem Sommer des letzten Jahres die unterdrückte Sehnsucht nach Lissabon im Hinterkopf. Kurze Internetrecherche und wie eigentlich immer eher zufällig eine Unterkunft gefunden, die sich im Nachhinein als echter Glücksgriff herausstellt. Die Flüge passen auch und so sind wir bereits drei Tage später auf dem Weg in die Stadt mit dem gewissen Gefühl: Saudade. 
Angeblich lässt sich das Wort nicht wirklich übersetzen, drückt aber allen Weltschmerz und die Wehmut nach etwas Verlorenem aus und gipfelt in der Musik des Fado.


Unsere Unterkunft ist ein Appartement mitten in der Baixa, der Unterstadt, und ist aus der Initiative einer Gruppe junger Arbeitsloser entstanden, die das alte Gebäude aufwändig und in Eigeninitiative saniert haben, ohne den Charme und die Originalität des Hauses zu verfremden. Mit den Mieteinnahmen der Ferienwohnungen ist bereits ein zweites Haus erworben worden, dessen Umbau angegangen wird. 

Innenhof Baixa House

Alt und Neu; da wartet noch viel Arbeit
































Die dahinter steckenden Menschen sind unglaublich engagiert und kümmern sich so liebevoll um ihre Gäste, dass man sich nach ein paar Tagen wie bei Freunden fühlt.
Prädikat: sehr empfehlenswert!!    



Wie jede Großstadt empfiehlt sich auch Lissabon als Ziel, das man besser zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereist, wobei sich hier natürlich die wundervollen Eléctricos, die alten Straßenbahnen hervortun. Sie rumpeln durch enge Gassen und um enge Biegungen und bewältigen dabei enorme Steigungen. Die berühmte Eléctrico Nr.28 hält direkt vor unserer Tür und ist uns fast täglich ein rettender Anker, wenn wir Abends mit qualmenden Füßen wieder "nach Hause" wollen.

Eléctrico Nr. 28 in der Alfama


Nr.28 vor der Sé (die Kathedrale)

Largo da Graca

Die ersten Tage verbringen wir mit der Erkundung der näheren Umgebung der Baixa, der Unterstadt.
Zwischen dem Chiadoviertel und der Alfama erstrecken sich großzügige Straßen und Plätze, von denen steile Gassen abgehen, die in Richtung der Miradouros führen. Anhand der Straßennamen kann man noch die Planung der Viertel nach Zünften nachvollziehen, wie Rua de Ouro (Goldstr.) oder Rua dos Sapateiros (Schuster).


Baixa

Sé (Kathedrale)


Blick vom Largo da Graca zum Tejo









 




























Überall trifft man auf Straßenmusiker, die es verstehen ihr Publikum mit dem wehleidig klingenden Fado zu fesseln.


Das mittelalterliche Lissabon erstreckt sich unterhalb des Castelo de Sao Jorge in den bunten Straßen der maurischen Alfama. Ein faszinierendes Viertel mit engen, steilen Gassen und Treppen.


Eingang Castelo de Sao Jorge

Castelo de Sao Jorge

Castelo de Sao Jorge
































Von den begehbaren Wällen aus kann man die Wehrtürme erklettern und genießt einen herrlichen Ausblick über die Stadt
Blick über die Alfama

Alfama


In der Alfama

Gasse in der Alfama

Alfama

Alfama


Alfama
Enge, labyrinthische Straßen und kleine Plätze dominieren die Alfama. Die engen, netzartig angelegten Gassen erinnern an die Kasbahs in Fes oder Marrakesch und werden unterbrochen von kleinen Plätzen und Gärten.


















Ponte 25 de Abril


Wir machen uns auf in den Westen der Stadt nach Belém wo die wichtigsten Denkmäler und Museen direkt am Ufer des Tejo liegen. Auch hier nutzen wir die Straßenbahn und genießen die Unterfahrung der an San Francisco erinnernden "Ponte 25 de Abril", die auf über 2 km den Tejo in Richtung des Cristo Rei überspannt und mit ihrem Namen an die Nelkenrevolution im Jahr 1974 erinnert.




Torre de Belém

Torre de Belém

Torre de Belém Südseite

 
















Der Torre de Belém stand ursprünglich auf einer Insel im Fluß und wurde als Festung erbaut, die den Zugang zum Hafen Lissabons erschweren sollte. Der Flusslauf veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte und durch das große Erdbeben von 1755, sodass das Bauwerk heute direkt am Ufer liegt.

Wenn man zu Fuß dem Tejo zurück nach Lissabon folgt, erreicht man schon bald das Padrao dos Descobrimentos, das Denkmal der Entdeckungen.

Padrao dos Descobrimentos
Wie der Bug eines Schiffes ragt das Denkmal ins Wasser hinaus und versinnbildlicht den portugiesischen Nationalstolz als Symbol für die Visionen der Entdecker. Dargestellt werden unter anderem Heinrich der Seefahrer, Vasco da Gama und Ferdinand Magellan.
Padrao dos Descobrimentos

Padrao dos Descobrimentos

Das Mosteiro dos Jeronimos wird in Reiseführern als das schönste Bauwerk Lissabons gepriesen. Das Kloster ist ein Paradebeispiel für die Symbolik des Goldenen Zeitalters Portugals als Kolonialmacht, das mit dem Gold der Neuen Welt erbaut wurde. Uns schrecken die vielen Busladungen interessierter Besucher ab, zumal die Höhe des Eintrittes Assoziationen an die Ausbeutung der Entdecker weckt. Deshalb nur ein wenig äußere Schönheit:

Mosteiro dos Jeronimos

Mosteiro dos Jeronimos

Manuelinisches Südportal on Joao de Castilho


Im Westen der Unterstadt erstrecken sich die Hügel des Bairro Alto. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir den Chiado, das Künstlerviertel Lissabons.

Elevador de Santa Justa















Die Gassen sind sehr steil und es geht immer auf und ab. Hier sehen wir auch die Standseilbahnen, die den Menschen die anstrengendsten Aufstiege erleichtern.
Die Fahrt mit dem Elevador de Santa Justa gehört sicher zu den Hauptattraktionen der Stadt; immerhin werden hier 45 Höhenmeter überwunden.


Im Chiado

Chiado

Chiado

Largo do Carmo

Chiado
Raus aus der Stadt und ab ans Meer. Mit dem Zug erreichen wir in ca. einer halben Stunde für wirklich kleines Geld Estoril und laufen am Meer entlang nach Cascais. Wenn wir schon einmal hier sind, gehört ein Tag am Meer für uns dazu.
Zwischen Estoril und Cascais

Cascais

Cascais


Auch wenn es auf den Bildern nicht immer so aussieht, genießen wir einen herrlichen, sonnigen Tag bevor wir Abends wieder nach Estoril laufen und den Zug zurück nach Lissabon nehmen










Zwischendurch haben wir einen Regentag im Parque das Nacoes verbracht. Hier finden wir das moderne Lissabon mit breiten Promenaden entlang des Ufers des Tejo, große Einkaufszentren und den Hauptbahnhof Gare do Oriente. Inklusive dem Besuch des Oceanário, eines der größten Aquarien der Welt, haben wir kein Problem damit, den Regentag zu verbringen.

Lissabon: eine wunderbare Stadt, die unbedingt einen längeren Aufenthalt lohnt. Die Stadt atmet Geschichte, aber auch Vergänglichkeit; viele Gebäude bedürfen dringend einer Sanierung.
Es gibt viele Schlepper und Bettler, und der Rauschgifthandel wird sehr offen betrieben.

In Verbindung mit der wirklich guten Unterbringung haben wir eine wunderschöne Auszeit genießen dürfen!

Wer nur in Bildern schwelgen möchte; bitte:

















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